13. November 2021
In der zweiten Runde der Team-Europameisterschaft im slowenischen Terme Čatež stand der Vergleich mit zwei skandinavischen Mannschaften an. Während es die Herren mit Dänemark zu tun bekamen, mussten die Frauen gegen die Norwegerinnen antreten. Schlussendlich konnten unsere Nationalspieler:innen zwei Mannschaftssiege feiern, auch wenn die Gegnerschaft aus dem hohen Norden erbitterten Widerstand geleistet hatte. Vincent Keymer gab im offenen Turnier am dritten Brett sein Debüt für die A-Nationalmannschaft, mit Elisabeth Pähtz kam bei den Frauen zum ersten Mal im Turnier Deutschlands beste Schachspielerin am Spitzenbrett zum Einsatz.
Bei den Männern war dieses Mal schon bereits kurz nach der Zeitkontrolle alles klar. Mit 2,5:1,5 konnten die deutschen Nationalspieler einen denkbar knappen Erfolg verbuchen. Dabei fing der Mannschaftskampf alles andere als glücklich an: Vincent Keymer opferte im Duell auf den ersten Blick vielversprechend einen Springer gegen das dänische Talent Jonas Buhl Bjerre und zog den schwarzen Monarchen damit bis nach h6 ins Freie – dumm nur, dass sich Bjerre von Keymers Angriffsbemühungen kaum beeindruckt zeigte, hatte dieser das Opfer doch nach eigener Aussage bis Zug 26 vorbereitet! Der schwarze König wanderte währenddessen schnurstracks und seelenruhig ins weiße Lager und als bei Vincent die Zeit knapp wurde, verpasste er auch leider noch die letzte Ausfahrt ins Remis. Bitter, Deutschland lag nun mit 0:1 zurück.
Alexander Donchenko überspielte mit den schwarzen Steinen seinen Gegner nach und nach und konnte in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und Mehrbauern abwickeln. Das jedoch verteidigte sein Gegner umsichtig genug für die Punkteteilung.
Die Kohlen aus dem Feuer holte dann erst einmal unser Spitzenbrett, Liviu Dieter Nisipeanu. In einer klassischen Stellung mit isoliertem Damenbauern schmiss der Routinier sein ganzes Schachwissen in die Waagschale. Wie es dazu kam, dass er schnell zu entscheidendem Vorteil kam, könnt ihr euch oben im Video selbst anhören.
Damit war es am „dänischen“ Deutschen Rasmus Svane, den Sack gegen sein Geburtsland zuzumachen. In seiner heißgeliebten spanischen Struktur kam er sich in Vorteil befindend einmal kurz vom rechten Wege ab. Doch in Zeitnot nutzte er die Ungenauigkeiten seines Kontrahenten eiskalt aus und bescherte damit dem deutschen Team den zweiten Sieg des Turniers! Damit wartet morgen voraussichtlich ein richtiger Brocken.
7 | Deutschland | Elo | 2½:1½ | Dänemark | Elo |
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1 | GM Liviu Dieter Nisipeanu | 2651 | 1:0 | GM Mads Andersen | 2575 |
2 | GM Alexander Donchenko | 2645 | ½:½ | GM Jesper Sondergaard Thybo | 2604 |
3 | GM Vincent Keymer | 2639 | 0:1 | GM Jonas Buhl Bjerre | 2569 |
4 | GM Rasmus Svane | 2628 | 1:0 | GM Allan Stig Rasmussen | 2577 |
Noch erfolgreicher waren an diesem Tag die Deutschen Nationalspielerinnen, wenngleich der Kampf lange dauerte. Die Norwegerinnen wurden mit WGM Olga Dolzhikova von einer erfahrenen Reckin angeführt, dahinter versammelten sich mit den Machlik-Schwestern und WFM Rodsmoen drei junge, talentierte Spielerinnen der Zukunft. Dass es nicht leicht werden würde, sah man bereits am Ergebnis der Norwegerinnen am Vortag, dort konnten die Nordlichter überraschend bereits einen Auftaktsieg feiern.
Einen halben Punkt zum Mannschaftsergebnis steuerte Jana Schneider bei. Nachdem sie im Schwerfigurenendspiel lange Zeit Probleme mit ihrer Königssicherheit hatte, gelang es ihr, nach dem Damentausch doch noch in den rettenden Remishafen einzulenken. Das Turmendspiel mit Minusbauern hielt sie ohne große Probleme remis, auch wenn ihre Gegnerin einige Gewinnversuche anstellte.
An den weiteren Brettern folgten ausschließlich Siege. Josefine Heinemann spielte eine saubere Partie von Anfang bis Ende und erhöhte kontinuierlich den Druck auf ihre junge Gegnerin. Raumvorteil, Bauernstruktur, aktiverer König – nach und nach sammelte eines unserer Powergirls immer mehr Vorteile und verdichtete diese zum verdienten Sieg.
Melanie Lubbe setzte ihre Kontrahentin Zug um Zug unter positionellen Druck und konnte so einen Bauern gewinnen. Gleichwohl gaben die ungleichfarbigen Läufer ihrer Gegnerin nicht unberechtigte Chancen auf den halben Punkt. Nach wildem Schlagabtausch rund um die Zeitkontrolle hatte Melanie nach dem 40. Zug alles im Griff und die Zügel in der Hand – dass ihre Gegnerin in der Schlussstellung ihren verbliebenen Turm einstellte, beschleunigte den Sieg natürlich signifikant.
Elisabeth Pähtz sicherte sich am Spitzenbrett den dritten Sieg des Tages. Ihre Gegnerin verteidigte sich zwar lange Zeit zäh und durchaus geschickt, doch schlussendlich gelang es unserem ersten Brett, die Stellung so zu verkomplizieren, dass im Übergang ins Leichtfigurenendspiel ein Bauer verloren ging. Elisabeth ließ sich dann nicht zweimal bitten und verwertete diesen sicher. Mit 3,5:0,5 und zwei Siegen bei stolzen 6,5/8 Brettpunkten wartet morgen dann sicherlich ein ganz hartes Los auf unsere Frauen. Über gedrückte Daumen freuen sich sicherlich alle!
6 | Norwegen | Elo | ½:3½ | Deutschland | Elo |
---|---|---|---|---|---|
1 | WGM Olga Dolzhikova | 2187 | 0:1 | IM Elisabeth Pähtz | 2485 |
2 | Monika Machlik | 2096 | 0:1 | WGM Josefine Heinemann | 2336 |
3 | Edit Machlik | 2087 | ½:½ | FM Jana Schneider | 2269 |
4 | WFM Maud Rodsmoen | 1953 | 0:1 | WGM Melanie Lubbe | 2311 |
Für die tolle Unterstützung unserer Nationalmannschaften danken wir unserem Sponsor UKA, dem innovativen Energieparkentwickler aus Meißen.
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