9. Oktober 2017
Seit dem vergangenen Donnerstag ist Dresden nicht nur Schauplatz eines "American Amateur Cup" und einer offenen Senioren-Einzelmeisterschaft, sondern auch Gastgeber der 3. Schachweltmeisterschaft für Menschen mit Behinderungen.Ausrichter ist der in der sächsischen Landeshauptstadt ansässige ZMDI Schachfestival Dresden e.V., der im August bereits das German Masters durchgeführt hatte. Die drei Weltverbände ICCD (Gehörlose), IPCA (körperlich Behinderte) und IBCA (Sehgeschädigte und Blinde) haben die jeweiligen Bedingungen für die Teilnahme am Wettbewerb festgelegt. Dieser findet als offenes Einzelturnier mit einer separaten Mannschaftswertung statt.
Gespielt werden im Wyndham Garden Hotel bis zum kommenden Freitag insgesamt sieben Runden Schweizer System. Der Mittwoch ist für die insgesamt 71 Spieler aus 13 Nationen als Ruhetag vorgesehen. Deutschland ist mit 24 Startern als Gastgeber sehr gut vertreten, darunter mit dem an acht gesetzten FM Oliver Müller. Der Jugendweltmeister im Schach für Menschen mit Behinderungen, Raphael Zimmer, der Platz 37 der Setzliste einnimmt, durfte vor der ersten Runde am Freitag die Farbauslosung übernehmen.
Mit 17 bzw. 16 Startern weisen Russland und Polen die nächstgrößten Kontingente auf, womit sie zusammen mit Deutschland den Löwenanteil einnehmen. Marcin Tazbir aus unserem Nachbarland ist der einzige Großmeister und mit weitem Abstand die Nummer eins im Feld - vor sechs Russen und unserem Oliver Müller.
Tazbir hat nach drei Runden drei Punkte. Genau wie drei weitere Spieler zu denen erfreulicherweise Mirko Eichstädt aus Potsdam gehört. Unter den nachfolgenden Bildern finden Sie einen Text seiner Mutter über das Turnier aus Sicht der blinden und sehgeschädigten deutschen Spieler.
Frank Hoppe
Die Anreise nach Dresden zur 3. WM für Menschen mit Behinderung war stürmisch (im wahrsten Sinne des Wortes). Familie Schellmann musste mehrere Umwege fahren, sie schafften es aber noch rechtzeitig, um Dieter [Riegler, d.Red.] und Gert [Schulz, d.Red.] in Dresden vom Bahnhof abzuholen. In Brandenburg knickten die Bäume so oft um, dass wir Eichstaedts uns erst am Morgen des 6. Oktober 2017, kurz vor 5 Uhr, auf den Weg nach Dresden machten. So verpassten wir zwar die Eröffnungszeremonie, aber Mirko kam dennoch pünktlich zur ersten Runde. Das schafften nicht alle Spieler, so dass nach 33 Brettern in der ersten Runde die zweite Runde heute mit 71 Teilnehmern startete. Neben der Weltmeisterschaft starteten im Wyndham Garden Hotel parallel die 25. Offenen Sächsischen Senioreneinzelmeisterschaften mit 78 Teilnehmern und der American Amateur Cup.
Bei der WM starten vom DBSB Oliver Müller, Mirko Eichstaedt, Frank Schellmann, Dieter Riegler, Gert Schulz und Reinhold Rippberger. Und bereits nach der heutigen zweiten Runde hat jeder Spieler des DBSB mindestens einen halben Zähler auf seinem Konto. Der Bundestrainer Wilfried Bode ist natürlich auch wieder vor Ort und bereitet die Kaderspieler auf die einzelnen Runden vor. Am gestrigen Nachmittag präsentierte sich Luise als Stadtführerin in Dresden, leider regnete es fast ununterbrochen. Erwähnenswert ist aus meiner Sicht die großartige Organisation des Turniers. Die Assistenten, beispielsweise für Partien der Spieler der IBCA und des Gehörlosenverbandes gegeneinander, werden ausnahmslos vom Schachbund Sachsens gestellt, die in ihren grünen Shirt gut zu erkennen sind. Vor allem die Schachjugend Sachsen verbringt so den Großteil ihrer Herbstferien. Diese Kinder haben sicher in der Zukunft keine Berührungsängste mit Behinderten. Das ist für mich ein toller Beitrag für Inklusion.
Liebe Grüße aus Dresden von
Jana Eichstaedt
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22419