24. Juni 2016
Am Sonntag, den 26. Juni, wird im Radisson Blu Hotel in Radebeul die Mannschafts-Weltmeisterschaft der Senioren eröffnet. Bei den Über-50-Jährigen (Sektion 50+) gehen 58 Mannschaften an den Start, bei den Über-65-Jährigen (Sektion 65+) 50 Mannschaften. Das ist neuer Teilnehmerrekord bei dieser 4. Weltmeisterschaft wie der ZMDI Schachfestival Dresden e.V. auf seiner Website verkündete.
Traditionell sind deutsche Mannschaften im eigenen Land stark vertreten. Sie stellen 59 der 108 Teilnehmer! Favorit ist aber keines der einheimischen Teams, obwohl auch drei Auswahlmannschaften an den Start gehen (sh. Collage). In der Sektion 50+ ist wieder eine nahezu ostdeutsche Vertretung im Rennen. Sie wird angeführt vom einzigen Westdeutschen, GM Klaus Bischoff. Der ist immerhin amtierender Deutscher Meister - nicht nur bei den Senioren, sondern für alle Altersklassen! Ihn assistieren DSB-Sportdirektor GM Uwe Bönsch, der wie viele andere auch extra Urlaub genommen hat, der Chefredakteur der Zeitschrift SCHACH, GM Raj Tischbierek und die beiden Internationalen Meister Karsten Volke und Gernot Gauglitz.
Deutschland's Frauenauswahl rekrutiert sich wie letztes Jahr ausschließlich aus Mitgliedern des SC Rotation Pankow. Nun gut, Kirsten Jeske spielt inzwischen wieder in Rostock, aber irgendwie gehört sie doch auch zum Inventar der Berlinerinnen. Die fünf Damen sind, man höre und staune, Titelverteidiger! Ob sie die wieder favorisierten Russinnen ein zweites Mal distanzieren können?!
Favoriten sind Island und England. Als einzige Mannschaften haben sie nur Großmeister in ihren Reihen. England u.a. John Nunn und Jon Speelman, dafür aber ohne Nigel Short. Bei Island sitzt Johan Hjartarson am Spitzenbrett. Vor sechs Jahren gehörte er zum Team des deutschen ECU-Präsidentschaftskandidaten Robert von Weizsäcker. Am fünften Brett ist mit Fridrik Olafsson der ehemalige Präsident des Weltschachbundes gemeldet. Er stand der FIDE von 1978 bis 1982 vor.
Übrigens hörte ich in den letzten Tagen öfter, das Island den größten Anteil von Schachgroßmeistern im Verhältnis zur Einwohnerzahl besitzt. Unter 25.715 Einwohnern findet man einen Großmeister.
Hinter Armenien (mit dem ehemaligen WM-Kandidaten Rafael Waganjan) kommt dann die erste deutsche Mannschaft in der Startrangliste. Und das ist nicht Deutschland, sondern eine Auswahl der Emanuel Lasker Gesellschaft! Die tritt mit immerhin vier Großmeistern an: Artur Jussupow (noch ein ehemaliger WM-Kandidat), Alexander Graf, Jakob Meister und Thomas Pähtz. Vervollständigt wird das ELG-Team durch Amateur-Weltmeister Dr. Gerhard Köhler.
Eine interessante Mannschaft findet sich auf Nummer 29 der Startrangliste: Dettmann. Hier hat sich gleich eine ganze Familie aus Neubrandenburg für Radebeul angemeldet. Und alles Männer! Ich wußte gar nicht, daß es sooo viele Dettmann's gibt. Ob Armin Waschk als fünftes Brett überhaupt im Dettmann-Clan zum Zuge kommt?
Wie bei den Männern gehen die Frauen mit einer zum Vorjahr unveränderten Trupppe an den Start. Gegen die russische Großmeisterinnenriege mitzuhalten wird allerdings schwer. Mit ein wenig Glück bei der Auslosung kann aber wieder der große Wurf gelingen!
Die zweite deutsche Frauenauswahl hat sich ein wenig umgebaut. Diana Skibbe und Martina Beltz waren schon in Dresden 2015 dabei. Mira Kierzek, Anet Gempe und Petra von der Weth-von Nordheim sind neu.
Gemeldete Mannschaften (Seite wurde entfernt, hier der Link zur Teilnehmerliste)
Russland ist der große Favorit. Die Namen Jewgenij Sweschnikow, Jewgenij Wasjukow und Juri Balaschow wecken bei den Schachliebhabern der mittleren Generation Erinnerungen an die große Schar sowjetischer Könner der 1970er und 1980er Jahre. Da können die Deutschen nicht annähernd mithalten. Hinter Sankt Petersburg haben die Schachfreunde Leipzig und Deutschland 1 aber durchaus Medaillenchancen. Deutschland 2, mit vier ehemaligen Russen, ergänzt das Bronze-Anwärterduo zu einem Trio.
Gemeldete Mannschaften (Seite wurde entfernt, hier der Link zur Teilnehmerliste)
1. Weltmeisterschaft 2004, Isle of Man (Großbritannien), 5. - 12. Oktober 2004
12 Mannschaften mit 53 Spielern.
Deutschland wurde in der Besetzung GM Wolfgang Uhlmann, GM Hans-Joachim Hecht, IM Klaus Klundt und GM Dr. Burkhard Malich am 12. Oktober 2004 erster Senioren-Mannschafts-Weltmeister gemeinsam mit Israel und vor der Schweiz.
2. Weltmeisterschaft 2014, Vilnius (Litauen), 12. - 22. Juli 2014
18 Mannschaften mit 84 Spielern in der Sektion 50+.
10 Mannschaften mit 47 Spielern in der Sektion 65+.
Es war die erste Weltmeisterschaft mit der vom FIDE-Kongress 2013 in Tallinn beschlossenen neuen Alterstruktur 50+, 65+, weiblich 50+. Deutsche Mannschaften nahmen nicht teil.
vilnius2014.com (offline, Link zum Webarchiv)
3. Weltmeisterschaft 2015, Dresden (Deutschland), 24. Februar - 4. März 2015
45 Mannschaften mit 206 Spielern in der Sektion 50+. 1. Slowakei, 2. Deutschland, 3. England.
42 Mannschaften mit 195 Spielern in der Sektion 50+. 1. Russland, 2. KAISSA Deutschland, 3. Deutschland.
Deutschland's Frauen wurden Weltmeister in der Sektion 50+.
Turnierseite (neuer Link)
4. Weltmeisterschaft 2016, Radebeul (Deutschland), 26. Juni - 4. Juli 2016
58 Mannschaften mit 273 Spielern in der Sektion 50+.
50 Mannschaften mit 232 Spielern in der Sektion 65+.
Ursprünglich war die WM beim FIDE-Kongress 2013 nach Dresden vergeben worden. Später wurde der Austragungsort nach Radebeul verlegt.
Quellen:
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21075