9. September 2016
Seitdem Fiona Sieber sich die Goldmedaille bei der Jugend-EM in Prag sichern konnte, gab es für die 16-Jährige viel zu tun. Nicht nur dass, in Sachen Schule Nachholbedarf bestand, sogleich ging es weiter mit der WM-Vorbereitung. Da müssen andere Dinge schonmal hinten an gestellt werden, wie z.B. der zweite Teil unseres Interviews.
Wir freuen uns also unsere Leser heute an weiteren Neuigkeiten in Sachen frischgebackene EM-Goldmedaillenträgerin teilhaben zu lassen:
DSB: Hat Dich Dein EM-Sieg besonders für neu gesteckte Ziele motiviert, z.B. in Bezug auf Deine Teilnahme in Khanty-Mansiysk?
F.S.: Zuerst möchte ich mich für die vielen erhaltenen Glückwunsche bedanken. Und dann selbstverständlich auch für die Unterstützung durch meine Trainer, meine Vereine, Landesverbände und die DSJ und den DSB. Erst diese vielfältige Unterstützung hat meine Goldmedaille möglich gemacht.
Die Doppelteilnahme an EM und WM wurde bereits vor Monaten geplant und meine Vorbereitung läuft schon lange. Jugend-EM und -WM sind ganz besondere und einmalige Turniere, so daß ich sowieso schon hoch motiviert bin.
Bei der EM haben mich wahrscheinlich einige Spielerinnen unterschätzt und das war ein Vorteil für mich. Das wird bei der WM jetzt nicht mehr so sein. Eine Jugend-WM in einem klassischen Schachland wie Russland ist noch einmal eine besondere Herausforderung. In der Region Khanty-Mansiysk ist Schach übrigens mittlerweile Pflichtfach an allen Schulen. Ich freue mich auf die WM in Russland und möchte dort gutes Schach und ein gutes Ergebnis zeigen.
DSB: Wie viel trainierst Du täglich oder wöchentlich für Schach?
F.S.: Regelmäßiges Training ist ganz wichtig für gute Turnierergebnisse. Ganz wichtig ist es, keine längeren Trainingspausen einzulegen und tage- oder gar wochenlang gar nichts zu machen. Ich versuche wirklich täglich zu trainieren. Manchmal ist das schwierig, aber für einige Taktikaufgaben reicht es meist doch.
Sehr wichtig und Teil des Training ist für mich auch der Ausgleichssport. Bei mir sind das Laufen und Fußball. Da muß ich mich auch bei meinem Trainer und den Mitspielerinnen bedanken, die es ohne Klage hinnehmen (müssen), daß ich schachbedingt bei einem Drittel des Trainings und bei zwei Dritteln der Ligaspiele fehle. Es gibt Mannschaften, da werden Spielerinnen schon bei geringeren Fehlzeiten gar nicht mehr eingesetzt...
DSB: Wie hat Dir Prag gefallen? An welchem Rahmenprogramm hast Du teilgenommen?
F.S.: Prag ist eine der schönsten Städte, die ich kenne. Die Stadt liegt sehr idyllisch an einer Biegung der Moldau und ist voller Kultur und Geschichte. Prag kenne ich noch von der EM 2012. Damals sind mein Vater und ich extra einige Tage länger in Prag geblieben und konnten so ohne Zeitdruck viele der Sehenswürdigkeiten bewundern.
Anders als bei der DEM, gibt es bei EMs und WMs meist nur ein sehr kleines Rahmenprogramm, das oft auch noch auf die Begleitpersonen zugeschnitten ist. Wer also aufgrund seiner Erfahrungen bei der DEM denkt, bei einer EM wäre alles noch viel umfangreicher und toller, der liegt in dieser Hinsicht völlig falsch. Nach fünf Runden gab es einen freien Tag an dem Ausflüge und ein Schnellschach- und Blitzturnier angeboten wurden. Da habe ich an einer kurzen Stadtrundfahrt teilgenommen. Für mehr Rahmenprogramm ist einfach keine Zeit und meine Einstellung während des Turniers passt dazu nicht. Eine EM ist kein Urlaub.
DSB: Was ist Dein Berufswunsch?
F.S.: Zunächst möchte ich mein Abitur machen und dann studieren. Höchstwahrscheinlich wird es ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Studiengang werden. Momentan ist Physik mein Favorit aber es ist noch mehr in der engeren Auswahl. Ein Beruf, bei dem man regelmäßig Schachturniere mitspielen kann, wäre natürlich optimal.
Fragen DSB: Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21314