Das 3. Telefonturnier des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes
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Das 3. Telefonturnier des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes
14. Juli 2021
Teil 3: Finalrunden 1 bis 7 (Runden 12 bis 18) - Uwe Schierle gewann überraschend das 3. Telefonturnier
Nach fast 5 Monaten Spielzeit ging das 3. Telefonturnier des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes (DBSB) zu Ende. Am Montag, den 18. Januar 21 war das Turnier gestartet und am Sonntag, den 13. Juni wurde die letzte Partie zwischen Judith Bartkowski und Michael Renner gespielt. 216 Partien fanden in 18 gespielten Runden statt: elf der Vorrunden und sieben der Finalrunden. Keine einzige Partie wurde kampflos gewertet. Der Turnierleiter Axel Eichstädt bedankte sich am Ende des Turniers bei allen Teilnehmern: „Erstens für die rege Teilnahme, zweitens für die friedliche und freundschaftliche Art, mit der das Turnier abgelaufen ist und auch für die pünktliche Termineinhaltung. Fast alle Spiele wurden in der vorgegebenen Zeit gespielt.“
Der 57-jährige Uwe Schierle setzte sich überraschend aber verdient gegen stärker eingeschätzte Gegner durch. Er gewann das Turnier mit phantastischen 5,5 Punkten aus 7 Runden. Schierle, spielte ab 1980 bis 1988 in der DDR in der Blindenschachgruppe Chemnitz. Er konnte aber dem Berichterstatter keine damals gültige INGO-Zahl nennen. Dann spielte er 12 Jahre, von 1990 bis 2002 wieder in der Blindenschachgruppe Chemnitz und nahm mit seinem Verein aktiv an den Mannschaftsmeisterschaften teil. Dazu spielte er fast jedes Jahr, von 1991 bis 2006 in den Integrationsturnieren in den Niederlanden. Bis 2015 nahm er noch an den Fernschachturnieren teil. Nach einer 6-jährigen Schachpause meldete er sich beim 3. Telefonturnier des DBSB an, wo er in der 1. Runde gegen Sebastian Bärschneider die Dame eingestellt hatte und die Partie verlor. Dann aber zeigte er seine wahre Spielstärke, gab in den nächsten 10 Vorrundenspielen nur einen halben Punkt gegen den Turnierfavoriten Dieter Riegler ab und gewann seine 9 restlichen Partien. Während der Vorrunde trat er wieder in den DBSB ein.
Über die Ergebnisse der Vorrunden, die Ranglisten der zwei Gruppen nach 11 Runden sowie die Qualifikanten für die einzelnen Finalrunden berichtete ich schon ausführlich. Bevor die finalen Platzierungsrunden starteten, wurden die Startlisten vom Turnierleiter Axel Eichstädt ausgelost.
Sofort in der 1. Runde trafen die Sieger der Vorrundengruppen aufeinander. Nach einer theoretischen Schlacht gaben sich Dieter Riegler und Gerhard Dyballa mit der Punkteteilung zufrieden. Marcus Hausmann gewann in der Startrunde gegen Samuel van Melle und verlor in der 2. Runde gegen Dyballa. Uwe Schierle setzte seine unglaubliche Siegesserie fort. Er bezwang zuerst Peter Ellinger und in der 2. Runde sensationell den Turnierfavoriten Riegler. Martin Gadow knüpfte in der 1. Runde dem spielstärkeren Axel Eichstädt einen halben Punkt ab und verlor in der Zweiten gegen den 13-jährigen Samuel van Melle.
1. Runde
Uwe Schierle
1:0
Peter Ellinger
Dieter Riegler
½:½
Gerhard Dyballa
Marcus Hausmann
1:0
Samuel van Melle
Martin Gadow
½:½
Axel Eichstädt
2. Runde
Peter Ellinger
0:1
Axel Eichstädt
Samuel van Melle
1:0
Martin Gadow
Gerhard Dyballa
1:0
Marcus Hausmann
Uwe Schierle
1:0
Dieter Riegler
3. und 4. Runde
Uwe Schierle gewann weiter seine Partien. Zuerst bezwang er Marcus Hausmann und dann in der 4. Runde Martin Gadow. Damit siegte er zehnmal hintereinander. Eine phantastische Leistung des Chemnitzers. Gerhard Dyballa folgte ihm nach 4 Runden mit 3 erkämpften Punkten. Er gewann in der 3. Runde gegen Gadow und spielte in der nächsten Runde, wie schon in der Vorrunde, mit Axel Eichstädt ein Unentschieden. Alle anderen Partien dieser Runden endeten mit der Punkteteilung.
3. Runde
Dieter Riegler
½:½
Peter Ellinger
Marcus Hausmann
0:1
Uwe Schierle
Martin Gadow
0:1
Gerhard Dyballa
Axel Eichstädt
½:½
Samuel van Melle
4. Runde
Peter Ellinger
½:½
Samuel van Melle
Gerhard Dyballa
½:½
Axel Eichstädt
Uwe Schierle
1:0
Martin Gadow
Dieter Riegler
½:½
Marcus Hausmann
5. und 6. Runde
Axel Eichstädt stoppte in der 5. Runde die Erfolgsserie von Uwe Schierle, der sich mit seinen Figuren nicht richtig entwickeln konnte. Nach diesem Sieg knüpfte Eichstädt in der 6. Runde dem Altmeister Dieter Riegler einen halben Punkt ab und kletterte nach der vorletzten Runde auf den 2. Rang. In der 6. Runde hatte der Tabellenführer Schierle kein Glück gegen Samuel van Melle. Diese Partie erschien zusammen mit einem Bericht nach meinen Angaben in der Juliausgabe der Zeitschrift „Schach“ (Heft 7/2021, S. 27f) mit dem Kommentar vom Chefredakteur, Großmeister Raj Tischbierek. Er schreibt nach dem zwanzigsten weißen Zug von Schierle: „Das Blatt hat sich komplett gewendet! Schwarz hat mit seinen unglücklichen Damenmanövern nicht nur keinen Nutzen aus dem weißen Eröffnungsfehler gezogen, sondern sieht sich angesichts seines gewaltigen Raumnachteils gefährlich in die Defensive gedrängt“. Nach Schierles dreiunddreißigsten Zug kommentierte Tischbierek: „Weiß findet in der Folge keinen Weg, durchzubrechen und gibt sich mit der Punkteteilung zufrieden.“ Gerhard Dyballa bewahrte durch zwei Remispartien gegen Samuel und Peter Ellinger seine Chance auf den Gesamtsieg. Der Sieger der beiden Runden hieß aber Marcus Hausmann, der seine Partien gegen Peter Ellinger und Martin Gadow gewonnen hatte.
5. Runde
Marcus Hausmann
1:0
Peter Ellinger
Martin Gadow
0:1
Dieter Riegler
Axel Eichstädt
1:0
Uwe Schierle
Samuel van Melle
½:½
Gerhard Dyballa
6. Runde
Peter Ellinger
½:½
Gerhard Dyballa
Uwe Schierle
½:½
Samuel van Melle
Dieter Riegler
½:½
Axel Eichstädt
Marcus Hausmann
1:0
Martin Gadow
7. Runde
Da der Zweitplatzierte Axel Eichstädt gegen Marcus Hausmann den Punkt geteilt hatte, sollte über den Turniersieg letztlich die Partie Gerhard Dyballa gegen Uwe Schierle entscheiden. Axel Eichstädt, der Remiskönig des Turniers blieb auf den 2. Rang mit 4,5 Punkten. Er verlor keine einzige der 18 gespielten Partien während des gesamten Turniers. Da ich nach der 6. Runde einen halben Punkt hinter Schierle gelegen hatte, musste ich ihn in der letzten Partie bezwingen um als Erster das Turnier zu beenden. Aus diesem Grunde spielte ich keine sichere, sondern unklare Variante. Ich verzögerte mehrmals den Gewinn einer Leichtfigur für zwei Bauern. Stattdessen opferte ich zuerst einen, dann den zweiten Bauern und verlor schließlich die Partie. Am Ende errang ich doch noch den 3. Platz.
Dieter Riegler verbesserte sich mit seinem Sieg gegen Samuel van Melle noch auf den 4. Platz. Hausmann, der mit 1,5 aus 4 startete, verbesserte sich in der zweiten Hälfte der Platzierungsrunde und belegte am Ende den 5. Platz punktgleich mit Dyballa und Riegler. Samuel van Melle folgte den erfahrenen Spielern mit 3 Punkten und belegte den 6. Platz vor Peter Ellinger mit 3 Punkten. Achter wurde Martin Gadow mit einem halben Punkt, der in mehreren Partien kein Stellungsglück hatte.
Die Gruppe B gewann Matthias Steinhart mit 6 Punkten. Er übernahm die Tabellenführung schon nach der 1. Runde und gab sie bis zur letzten Runde nicht ab. Steinhart verlor zwar in der 5. Runde gegen den 11-jährigen Nathan van Melle, gewann aber seine restlichen 6 Partien. Nathan verlor sofort in der Auftaktrunde gegen Cornelius Renk. Dann aber gewann er 5 Partien und musste sich nur in der 6. Runde mit einem Unentschieden gegen Jürgen Beer zufrieden geben. Cornelius Renk errang den 3. Platz mit 5 Punkten. Er verlor in der vorletzten Runde überraschend gegen Frank Eickhoff. Vierter wurde Jürgen Beer mit 4,5 Punkten. Den fünften Platz belegte Eickhoff mit erzielten 4 Punkten. Der Turnierleiter Axel Eichstädt fasste den geteilten 6. Rang von Helga Weißflog, Sebastian Bärschneider und Dietmar Mehnert so zusammen: „Besonders schön in dieser Gruppe ist, dass es keinen Letzten gibt! Es gibt drei Sechste!“
1. Runde
Jürgen Beer
1:0
Dietmar Mehnert
Helga Weißflog
0:1
Matthias Steinhart
Cornelius Renk
1:0
Nathan van Melle
Frank Eickhoff
1:0
Sebastian Bärschneider
2. Runde
Dietmar Mehnert
0:1
Sebastian Bärschneider
Nathan van Melle
1:0
Frank Eickhoff
Matthias Steinhart
1:0
Cornelius Renk
Jürgen Beer
1:0
Helga Weißflog
3. Runde
Helga Weißflog
0:1
Dietmar Mehnert
Cornelius Renk
1:0
Jürgen Beer
Frank Eickhoff
0:1
Matthias Steinhart
Sebastian Bärschneider
0:1
Nathan van Melle
4. Runde
Dietmar Mehnert
0:1
Nathan van Melle
Matthias Steinhart
1:0
Sebastian Bärschneider
Jürgen Beer
1:0
Frank Eickhoff
Helga Weißflog
0:1
Cornelius Renk
5. Runde
Cornelius Renk
1:0
Dietmar Mehnert
Frank Eickhoff
1:0
Helga Weißflog
Sebastian Bärschneider
0:1
Jürgen Beer
Nathan van Melle
1:0
Matthias Steinhart
6. Runde
Dietmar Mehnert
0:1
Matthias Steinhart
Jürgen Beer
½:½
Nathan van Melle
Helga Weißflog
1:0
Sebastian Bärschneider
Cornelius Renk
0:1
Frank Eickhoff
7. Runde
Frank Eickhoff
1:0
Dietmar Mehnert
Sebastian Bärschneider
0:1
Cornelius Renk
Nathan van Melle
1:0
Helga Weißflog
Matthias Steinhart
1:0
Jürgen Beer
Pl.
Teilnehmer
Pkt.
SoBe
1
2
3
4
5
6
7
8
1.
Matthias Steinhart
6,0
16,50
x
0
1
1
1
1
1
1
2.
Nathan van Melle
5,5
15,25
1
x
0
½
1
1
1
1
3.
Cornelius Renk
5,0
13,00
0
1
x
1
0
1
1
1
4.
Jürgen Beer
4,5
9,75
0
½
0
x
1
1
1
1
5.
Frank Eickhoff
4,0
8,00
0
0
1
0
x
1
1
1
6.
Helga Weißflog
1,0
1,00
0
0
0
0
0
x
1
0
6.
Sebastian Bärschneider
1,0
1,00
0
0
0
0
0
0
x
1
6.
Dietmar Mehnert
1,0
1,00
0
0
0
0
0
1
0
x
Finalrunde Gruppe C
Der Turnierleiter Axel Eichstädt teilte allen Interessierten über den Verlauf in der Gruppe C der Finalrunde mit: „In dieser Gruppe ging es besonders knapp zu. 6 Spieler/innen liegen hier innerhalb eines Punktes. Eine sehr ausgeglichene und umkämpfte Gruppe, wo der Gruppensieger Roland Theiss mit einem halben Punkt aus 2 Partien gestartet ist und dann kräftig aufgeholt hat.“
Zuerst übernahm Barbara Büche die Führung nach 2 Runden, die gegen die späteren Erstplatzierten Theiss und Renner gewonnen hatte. Sie hatte in der 3. Runde gegen Matthias Brell verloren, der sich bis zur 6. Runde wie der sichere Sieger fühlte. Er gewann seine ersten 4 Partien und teilte sich in der 5. Runde den Punkt mit Theiss. Nach 5 Runden stand Brell an der Tabellenspitze mit 4,5 erkämpften Punkten. Ihm folgten mit 1,5 Punkten Rückstand Roland Theiss und Michael Renner. Brell verlor in den letzten Runden seine Partien gegen Renner und Immanuel Kühnle. Der Sieger wurde mit 5 aus 7 Roland Theiss vor Michael Renner, der ebenfalls auf 5 Punkte kam, aber die schlechtere Zweitwertung hatte. Immanuel Kühnle erkämpfte 4,5 Punkte und belegte den 3. Platz in der Rangliste vor dem punktgleichen Matthias Brell. Kühnle und Brell waren in den ersten drei Wertungen gleich, aber Kühnle gewann in der letzten Runde gegen Brell. Es war also eine bis zuletzt spannende Gruppe! Doch nicht nur die Besten der Gruppe sollen hier genannt werden, auch diejenigen, die am Ende gelandet sind sollen nicht vergessen werden. Barbara Büche sammelte am Ende 4 Punkte vor der punktgleichen Irmgard Korf. Melanie Ahrens wurde Siebte mit einem erzielten Punkt. Axel Eichstädt fasste das Tabellenende mit den Worten zusammen: „Judith Bartkowski, die alle Spiele verloren hat, ist trotzdem weder frustriert, noch unmotiviert aus diesem Turnier gegangen. Ihre gute Laune war sicher eine der Bereicherungen des Turniers. Daher auch mein Dank und Respekt an die nicht so erfolgreichen Spielerinnen. Auch ihr habt viel zum Erfolg des Turniers beigetragen.“