5. März 2018
Am Freitag, dem 9. März wird mit einem Gala-Abend im Kühlhaus, Berlin das Kandidatenturnier offiziell eingeläutet. Am Samstag startet dann um 15 Uhr die 1. Runde und somit auch der Schiedsrichter-Einsatz von DSB-Vizepräsident Klaus Deventer. Seit mehr als 20 Jahren als International Arbiter unterwegs hat die FIDE (Weltschachverband) ihn nun als Hauptschiedsrichter für dieses hochrangige Turnier auserkoren.
Wir hätten da mal ein paar Fragen...
DSB: Klaus, Du bist Hauptschiedsrichter beim Kandidatenturnier in Berlin. Herzlichen Glückwunsch! Wie kam es dazu?
K.D.: Es war eine Entscheidung der FIDE. Sie wählt den Hauptschiedsrichter aus dem Kreis der Internationalen Schiedsrichter der höchsten Kategorie, der Kategorie A, aus. Formale Voraussetzung ist außerdem, dass keiner der Teilnehmer des Kandidatenturniers aus der gleichen Föderation kommt. Als Schiedsrichter des Gastgeberlandes hatte ich mir gewisse Chancen ausgerechnet, dabei sein zu können, aber nicht unbedingt als Hauptschiedsrichter.
DSB: Gibt es noch weitere Schiedsrichter beim Kandidatenturnier?
K.D.: Ja, es gibt noch einen stellvertretenden Hauptschiedsrichter. Das ist Hal Bond aus Kanada. Wir sind also nur ein Zweierteam, was aber bei vier Brettern kein Problem darstellen sollte.
DSB: Wie beurteilst Du Eure Aufgaben als Schiedsrichter beim Kandidatenturnier?
K.D.: Es ist eigentlich nicht anders als bei anderen Turnieren. Die Schach-Schiedsrichter funktionieren wie eine Polizei-Streife. Allein ihre Anwesenheit sorgt für Ruhe und Ordnung. Speziell beim Kandidatenturnier geht es vielleicht etwas formaler zu. Schließlich wird der Herausforderer des Weltmeisters ermittelt.
Die Bekämpfung des Betrugs mit elektronischen Hilfsmitteln hat in den letzten Jahren einen großen Stellenwert erlangt. Ich glaube zwar nicht, dass wir uns diesbezüglich beim Kandidatenturnier Gedanken machen müssen, aber Hal Bond und ich werden natürlich trotzdem auch darauf achten. Auch die Abstimmung mit dem Organisationsteam ist eine wichtige Aufgabe des Hauptschiedsrichters.
DSB: Hat Dein Einsatz beim Kandidatenturnier einen besonderen Stellenwert für Dich?
K.D.: Auf jeden Fall. So eine Chance bekommt man vielleicht nur einmal im Leben. Ich habe zwar schon einige hochrangige Veranstaltungen geleitet, so beispielsweise die Schnellschach- und Blitzschach-WM im Herbst 2015, ebenfalls in Berlin. Von der Bedeutung her würde ich aber das Kandidatenturnier noch höher ansiedeln. Ich betrachte es als besondere Ehre, sozusagen das WM-Halbfinale „pfeifen“ zu dürfen.
DSB: Kennst Du Deinen Stellvertreter persönlich?
K.D.: Ich kenne und schätze Hal Bond schon mehr als zehn Jahre und freue mich darauf, wieder mit ihm zusammen arbeiten zu dürfen. Wir haben uns 2007 beim World Cup in Chanty-Mansijsk kennen gelernt. Das ist die Veranstaltung im KO-System, aus der sich – jedenfalls heutzutage – die ersten beiden für das Kandidatenturnier qualifizieren. Da haben wir beide als Schiedsrichter etwa drei Wochen in Sibirien ausgeharrt, im Winter! Im Jahr 2011 bei den Mind-Games in Peking war er Hauptschiedsrichter und ich sein Vertreter. Wir sind uns aber auch schon bei mehreren Schach-Olympiaden begegnet und zuletzt beim FIDE-Kongress in Antalya, denn Hal Bond ist auch kanadischer FIDE-Delegierter.
DSB: Was hat sich seit 1997, als Du den Titel erworben hast, bis heute in der Ausbildung verändert?
K.D.: Beim Titel des International Arbiters (IA) eigentlich gar nicht so viel, weil die FIDE noch keine eigene Ausbildung von Internationalen Schiedsrichtern vorsieht, was sich vermutlich in naher Zukunft ändern wird. Dazugekommen ist aber der FIDE-Arbiter-Titel, der heutzutage Voraussetzung dafür ist, dass man überhaupt IA werden kann. Und dafür muss man auch ein FA-Seminar besuchen und eine Prüfung bestehen. Das gab es damals noch nicht. Der DSB hat aber schon immer Wert darauf gelegt, nur aktive Nationale Schiedsrichter für die Ernennung von FAs und IAs vorzuschlagen.
Lieber Klaus, wir wünschen Dir alles Gute für das Kandidatenturnier!
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22964