Ein Titel und zwei Normen in Aarhus

Das GM-Turnier im dänischen Aarhus ist vorbei, über 8 Tage kämpften 10 Spieler, darunter drei Großmeister und sieben Internationale Meister, in einem Rundenturnier um die Plätze bzw. Normen. Los ging es am Samstag den 7. Februar 2015 im „Chesshouse“, die einzige Doppelrunde ging am 8. Februar über die Bühne. Um direkt an meinen letzten Bericht über das Turnier anzuschließen, steige ich in der achten Runde des Turniers ein.

Die Ausgangslage war wie folgt. Alexander Donchenko stand bei 6 aus 7. Mit sehr überzeugenden Partien hatte er sich diese Ausgangslage erarbeitet und brauchte somit nur noch einen halben Punkt zu angestrebten GM-Norm. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten die anderen beiden deutschen Teilnehmer mit 4,5 aus 7, als da wären Schachprinz Rasmus Svane und ihr Berichterstatter. Wir beide brauchten noch zwei Siege aus den verbleibenden 2 Partien um den Anforderungen der GM-Norm zu genügen.

Die Paarungen für die achte Runde sahen die Begegnung zwischen Alexander Donchenko und dem dänischen IM Andreas Hagen und das Aufeinandertreffen der anderen beiden deutschen Normenjäger vor. Während Alexander einen souveränen Sieg gegen IM Hagen einfuhr und alle Anwesenden ihm sofort zur GM-Norm und zum GM-Titel gratulierten, kämpften Rasmus, mit den weißen Steinen, und ich bis zum bitteren Ende. Zu guter Letzt konnte der Autor dieser Zeilen den Sieg gegen den Mannschaftskollegen davontragen. Natürlich überwiegt in diesem Moment immer die Freude über den Sieg, trotzdem weiß ich wie viel Arbeit Rasmus in den Schachsport investiert und so hoffe ich sehr, dass er es bald den anderen Prinzen gleichtut und Großmeister wird.

In der finalen Runde sah die Paarungsliste die Begegnung zwischen Alexander mit den schwarzen Steinen und mir vor, während Rasmus mit Schwarz gegen Lawrence Trent anzutreten hatte. Sowohl Rasmus als auch Lawrence hatten sich vor dem Turnier Chancen auf die Norm ausgerechnet und beim abendlichen Essen in einem asiatischen Schnellrestaurant wurde schon Tage zuvor ein wenig „Trash-Talk“ betrieben, falls in der letzten Runde nur noch einer der beiden eine Chance auf die Norm hätte. Dieser Fall trat nicht ein, trotzdem wurde es eine unglaubliche Partie, in der Lawrence zunächst eine Gewinnstellung herausspielte, aber in Zeitnot nicht den Gewinn fand. Rasmus verteidigte sich sehr raffiniert und so konnte er sich nach dem Beenden der Zeitnotphase einer Gewinnstellung erfreuen, die er souverän nach Hause brachte.

In der Partie zwischen Alexander und mir, ging es lange Zeit sehr ruhig zu. Alexander hatte deutlich mehr Wissen in der Eröffnung und somit schwankte die Partie sehr lange in der Remisbreite, bis Alexander im Endspiel eine Möglichkeit ausließ in ein deutlich besseres, eventuell aber immer noch remises Endspiel überzugehen. Stattdessen nahm er den falschen Bauer, den ich gerade als Opfer angeboten hatte. Danach war Alexander deutlich unter Druck und 1-2 Züge später war es dann „nur“ noch Technik um die Stellung in den vollen Punkt zu verwandeln. Für mich eine große Erleichterung die erste GM-Norm und viele Elopunkte erspielt zu haben.

Das alles wird Alexander zum Glück nicht aufhalten seinen Weg Richtung 2600 und darüber hinaus fortzusetzen. Er hat bis zur achten Runde das Turnier mit einer außergewöhnlichen Dominanz beherrscht. Nachdem Dennis Wagner und Matthias Blübaum die Bedingungen für den GM-Titel erfüllt haben, kann sich Deutschland über den nächsten jungen Großmeister freuen. Einen Herzlichen Glückwunsch an Alexander zum Turniersieg und zum GM-Titel!

GM-Norm: 6½ Punkte

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Jonathan Carlstedt