21. Januar 2007
In Bad Königshofen geht es an die ersten wirklich entscheidenden Partien. In Runde 3 gibt es nur noch wenige, die mit 2 aus 2 antreten. Unter ihnen Holger Namyslo, der gestern in einem spannenden Finale, der letzten Partie des Tages, gegen Herbert Bastian gewinnen konnte. Das steht hier vor allem deswegen, weil in der großflächig an die Wand gebeamten Zwischentabelle Holger Namyslo heute an Eins stand. Ein Bild, das er sich bestimmt gerne einprägen wird. Er muss heute mit Schwarz gegen Thomas Luther ran - und als Französischspieler gegen den deutschen Meister zu spielen, der zudem auch noch ausgewiesener Experte genau dieser Eröffnungswahl gilt, verspricht nicht unbedingt den ganzen Punkt (um es mal so auszudrücken). Update 18h35: Ausgerechnet das scheint die längste Partie des Tages zu werden. Luther hat enorm schwer zu kämpfen. So kann man sich irren!
Bastian spielt heute mit Schwarz gegen Ulrich Schulze und das ist sogar was ganz besonderes. Denn beide trafen sich vor ziemlich genau 38 Jahren bei der Deutschen Jugendeinzelmeisterschaft. 1968 spielten noch alle Jugendklassen in einem Feld und der damals 18-jährige Schulze gewann mit Weiß gegen den 16jährigen Bastian. Und was soll man sagen? Heute wie damals kommt EXAKT die gleiche Eröffnung aufs Brett. Bloß, das Bastian im sechsten Zug von der historischen Partie abwich. "Aha, eine Neuerung", bemerkte Schulze trocken.
Lokalheld Bernd Feustel darf nach dem halben Punkt gegen Raj Tischbierek gestern mit Weiß heute gegen die deutsche Nummer 1, Arkadij Naiditsch antreten. Er verriet mir heute denn auch das Geheimnis des Zaubertranks: Profaner Fruchtsaft in einer allerdings ungewöhnlichen Likörflasche. Sieht trotzdem lustig aus. Noch unterhaltsamer ist die Partie, in der Feustel in einer katalanischen Untervariante einfach mal einen Bauern gibt.
>> Bilder & weiterer Bericht...
Eines der meist beachteten Duelle ist das von Ketino Kachiani gegen Thomas Henrichs. Ketino wirkt als eine der wenigen unter den Teilnehmern stets entspannt und locker, plaudert hin und wieder mit Bekannten und läuft zwischen den Zügen ganz entspannt rum. Da hat sie auch allen Grund zu. Ganz anders zum beispiel Gerlef Meins. Er spielt heute mit Schwarz gegen Peter Suren und der hat sich dermaßen ungewohnt aufgebaut, dass Meins im sechsten Zug 25 Minuten investiert hat. Auf den ersten Blick kann er sich gar nicht zwischen den vielen guten Zügen entscheiden, auf den zweiten gibt es natürlich (wie immer) viel mehr zu rechnen.
Rainer Buhmann und Alexander Graf allerdings "toppen" heute alles. Solch eine wilde Variante hab' ich hier überhaupt noch nicht gesehen. Vielleicht haben sich manche von den Geschehnissen auf den Brettern in Wijk am Zee inspirieren lassen. Buhmann gab sich ohnehin sehr kämpferisch. "Natürlich will ich um den Titel mitspielen", gab er zu, "da macht sich eine Niederlage gegen Graf schlecht".
Na also. So sehen wir es gerne. Bleibt zum Schluss noch ein dickes Lob an den Ausrichter. Vor allem aus pressetechnischer Sicht. Alle Lokalzeitungen und darüber hinaus berichten in regelmäßigem Abstand - ständig ist irgend ein Schreiber oder Fotograf unterwegs. Das Radio war auch schon da und am Sonntagabend soll sogar in Bayern3 was zu sehen sein. Spitze! Zugunsten des Lions Club, der scih auch selbst sonst sehr großzügig zeigt, wird nach Ende der DEM ein Plakat mit den Unterschriften aller Teilnehmer versteigert.
Anbei die Bilder des Tages...
Tabellen, Partien, Ergebnisse:
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 4999