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Französische Mannschaftsmeisterschaft

10. Juni 2015

30.05. bis 09.06.2015 in Le Grau-du-Roi

Alexander in Frankreich

Vom 30. Mai bis 9. Juni fand nahe dem französischen Montpellier die Mannschaftsmeisterschaft der Franzosen statt. Mit dabei war, neben der deutschen Nummer 1 Arkadij Naiditsch und einigen anderen starken deutschen Großmeistern, auch Neu-GM und Schachprinz Alexander Donchenko, um weiter Richtung 2600 zu marschieren. Für das Team Vandoeuvre spielte Alexander gegen Supergroßmeister aus der ganzen Welt. Das Turnier ließ sich denkbar gut an. So konnte Alexander in der ersten Runde gegen den weltberühmten Trainer und Autor Josif Dorfman, dessen Bücher für viele Talente Pflichtlektüre sind, gewinnen. Mit 1. c4 leitete Alexander in vermeintlich ruhige Gefilde, nur um im richtigen Moment die Initiative zu übernehmen und Dorfman zur Aufgabe zu bewegen.

Alexander Donchenko und Arkadij Naiditsch
Alexander Donchenko
Uwe Zinke
Alexander Donchenko

Runde 2 hielt eine besonders spannende Paarung bereit. Arkadij musste mit den weißen Steinen gegen den Jung-Abiturienten Alexander spielen. In Alexanders Leib und Magen Variante, der Caro-Kann-Verteidigung neuerte Schwarz bereits im 9. Zug mit Lg6. Als sich die Stellung Richtung Endspiel bewegte konnte sich Alexander einen leichten Vorteil erarbeiten, den er im Endspiel weiter ausbaute. Ohne noch eine richtige Gegenchance zuzulassen machte Alexander die Überraschung perfekt!
In Runde 3 folgte mit den schwarzen Steinen ein Remis gegen den starken polnischen Großmeister Michal Krasenkow, in einer Partie in der, wenn überhaupt einer, Alexander auf etwas mehr als den halben Punkt hoffen konnte.
Es folgte ein weiteres Remis gegen Adrien Demuth (2515). Eine Partie, über die ich gerne deutlich mehr schreiben würde, denn endlich kam mal eine Eröffnung aufs Brett (die Tarrasch-Verteidigung), bei der ich mir zumindest einbilde etwas zu wissen. Demuth folgte mit 11. ... h6 einer Empfehlung aus dem neuen Buch von Jacob Aagaard zur Tarrasch-Verteidigung. Alexander schaffte es nicht den entscheidenden Vorteil nachzuweisen und so verflachte die Partie relativ schnell in ein remises Turmendspiel.

In der folgenden 5. Runde wurde Alexander dann besonders kreativ, so packte er nach den Zügen: 1. Sf3 Sf6 2. g3 den sehr interessanten und laut Datenbank erfolgreichen Zug 2. ... b5 aus und das nicht gegen irgendwen, sondern gegen den starken russischen Großmeister und Swidler-Sekundant Maxim Matlakow (2694). Im 24. Zug verpasste Weiß eine Zugwiederholung und griff mit Txa4 fehl, der Rest war für den jungen Deutschen nur noch eine Frage der Technik. Nach 31 Zügen stand der Punkt für Alexander fest.

Leider sollte dies vorerst, bis zur letzten Runde, der letzte Sieg gewesen sein. In Runde 6 musste Alexander gegen Sebastian Feller seine erste Niederlage hinnehmen. Feller war wegen Betrugverdachts gesperrt worden, hat diese Sperre abgesessen und bestreitet die Vorwürfe weiterhin. Wie jeder, hat Feller ein zweite Chance verdient.
Alexander kam stark in das Turnier zurück, durch eine Punkteteilung gegen den polnischen Super-GM Radoslaw Wojtaszek.

Leider gab es in der nächsten Runde wieder einen Dämpfer, verursacht durch den jungen türkischen Großmeister Alexander Ipatov. Es war also ein auf und ab der Gefühle. Da die französische Mannschaftsmeisterschaft über 11 Runden, also mit 12 Mannschaften ausgetragen wird, standen zu diesem Zeitpunkt noch die wichtigen drei Schlussrunden aus, eine weitere Chance das Turnier positiv zu gestalten.

Auch in Runde 9 zeigte sich, dass Alexander experimentierfreudig in der Eröffnung zu sein scheint, denn gegen 1. e4 wählte Alexander 1. ... g6, um am Ende in einer Pirc-Stellung zu enden, die voller dynamischer Ideen ist. Die Punkteteilung am Ende der Partie war der faire Schluss dieser Begegnung.
Es stand also die vorletzte Runde auf dem Programm gegen Alexander Mista, ein brandgefährlicher polnischer Großmeister, der den Freunden der Schachbundesliga bekannt sein wird. „Unser“ Alexander zog am Ende der Partie den Kürzeren, da er gegen Mistas Grünfeld-Inder mit einer modernen Variante am Ende nicht zum Erfolg kam.

Runde 6 bis 10 waren also nicht ganz so erfolgreich wie die ersten fünf. Doch zeigt es Alexanders Einstellung, dass er es schaffte in der Abschlussrunde gegen den GM Viorel Iordachescu mit den schwarzen Steinen zurück zu kommen und die Partie zu gewinnen.

Leider habe ich nirgends eine Statistik mit dem Eloplus/-minus der Teilnehmer gefunden. Gefühlt war dies aber ein sehr starkes Turnier und wird bestimmt einige Elopunkte für Alexander abwerfen. Das Turnier hat aber vor allem gezeigt, dass Alexander auf dem besten Weg ist, die nächsten Schritte Richtung Super-GM zu machen!

Turnierseite | Ergebnisse

Jonathan Carlstedt

// Archiv: DSB-Prinzen // ID 19857

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