6. Februar 2003
Bei der Jugend-DIM, deren erste Qualifikationsrunde am vergangenen Sonntag ausgetragen wurde, gibt es den ersten (und hoffentlich letzten!) aufsehenerregenden Betrugsfall. Nachdem in der Altersklasse U25 ein Teilnehmer mit Spielstärke um 1350 aus den ersten sechs Partien sechs Punkte holte und dabei reihenweise hervorragende Spieler "überrannte", gab es dort von anderen Teilnehmern die ersten Proteste. Befürchtet wurde, dass der Teilnehmer eine leistungsstarke Schachsoftware mitlaufen ließ und sich dort die notwendigen Ideen für seine Züge holte. Da der ordnungsgemäße Abschluss des Blitzturniers zunächst im Vordergrund stand, beendete der DSJ-Turnierleiter die siebte Runde planmäßig. Die Problematik dieses Zwischenfalles ist klar. Bei einem Internetturnier kommt es deutlich stärker als bei einem gewöhnlichen Turnier darauf an, dass die Spieler ein Verständnis vom fairen sportlichen Umgang miteinander haben. Schließlich müssen die Teilnehmer Vertrauen darin habe, dass sie nicht betrogen werden, da ihre Möglichkeiten, diesen fairen Umgang zu überwachen, doch sehr gering sind. Oberstes Ziel der Deutschen Schachjugend ist es daher, die Einhaltung der fair play-Regeln zu überprüfen und zu gewährleisten. Die Turnierleiter-Software auf dem Fritz-Server beinhaltet dazu einige leistungsfähige Tools, mit denen es auch im Nachhinein möglich ist, solche Betrugsfälle aufzudecken. So ergab eine Analyse der Partien des Spielers David Schuelein eine hundertprozentige (!) Übereinstimmung mit Zügen, die das Programm Fritz8 in gleicher Spielsituation vorschlägt. Um Irrtümer abschließend auszuschließen, wurde der erhobene und offensichtlich begründete Betrugsvorwurf an Schuelein weitergeleitet und ihm so eine abschließende Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben. Nachdem er dann heute den Betrug zugab, wurde er offiziell vom Turnier disqualifiziert. Allerdings rückt nun nicht das Programm Fritz8 in die Reihe der sechs Qualifikanten für das Finale nach, sondern Eric Taistra, der in der alten Tabelle auf den siebten Rang gelangte. Im Gegensatz zur Internetmeisterschaft des Deutschen Schachbundes, die derzeit parallel auf dem Fritz-Server läuft, hat sich die DSJ bewusst dafür entschieden, auch Nicht-Vereinsmitglieder an dem Turnier teilnehmen zu lassen. Das erschwert natürlich die Überprüfung der angegeben Spielerdaten und schafft so eine Möglichkeit, leichter zu betrügen (wie sich an diesem Fall erkennen lässt). Dennoch haben am vergangenen Sonntag 77 Teilnehmer fair und mit viel Spaß an dem Turnier teilgenommen. Wir werden auch weiterhin auf die fairen Absichten der Teilnehmer setzen und an ihre Sportlichkeit appellieren und sind fest davon überzeugt, dass es nur ganz wenige schwarze Schafe sind, die mit illegalen Hilfsmitteln versuchen, hier Erfolg zu erschwindeln. Beruhigend ist dabei aber, dass es für den Ernstfall auch Kontrollmechanismen gibt, die effektiv und eindeutig Betrug verhindern und ein faires Turnier garantieren. Wir freuen uns sehr auf Eure Teilnahme an den ersten Jugend-DIM auf dem Fritz-Server! Die drei weiteren Qualifikationsturniere für das Finale am 06. April finden statt am Sonntag, 16. Februar, 02. und 16. März, jeweils ab 18 Uhr.
Michael Klein
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 1635