22. September 2014
Bei der Jugend-WM im südafrikanischen Durban konnten auch am zweiten Tag vor Ort neue Eindrücke gesammelt werden. Das positive Gesamtbild verfestigt sich, auch wenn die Eröffnungsfeier am Sonnabend die erste Runde gute 45 Minuten nach hinten verschob. Der Spielort ist nämlich einsame Spitze. Von irgendeiner Seite habe ich gehört, es soll der modernste Bau in Durban sein. Dieser Bezeichnung wird das ICC Durban auf jeden Fall gerecht. Alles ist auf dem neuesten Stand und die Organisatoren schaffen es, die vorhandene Ausstattung gut zu nutzen.
Anscheinend gab es am Sonnabend noch ein wichtiges Ereignis in Durban, für die einheimischen unverständlicherweise noch wichtiger als die Jugend-WM: Das Pokalfinale, wenn ich es richtig verstanden habe, das südafrikanische Gegenstück zum DFB-Pokal. Offensichtlich hat die richtige Mannschaft gewonnen, denn die Angestellten des Hotels brachen immer wieder in Jubel aus und auch auf den Straßen war gegen Mitternacht einiges los. Auf jeden Fall so viel, dass alle die Richtung Meer schlafen, das sind fast alle außer ich, nur schwer Schlaf bekamen. Und auch diejenigen die zur Stadt hin schlafen, können an der Freude der Menschen, dank Freudengesängen und Musik teilhaben.
Ich hoffe sehr, dass unsere Jungs und Mädels genug Schlaf finden, denn am Sonntag steht eine anstrengende Doppelrunde auf dem Programm.
Die Paarungen waren am Abend immer noch nicht online, angesagt war, dass diese eine Stunde nach der letzten beendeten Partie der jeweiligen Gruppe veröffentlicht werden. Von den Deutschen habe ich bis auf einige wenige Ausnahmen nur von Siegen gehört, so lässt sich die erste Runde eigentlich ganz ordentlich an. Am Sonntag wird es dann für viele richtig ernst. So bekommt einer meiner Schützlinge, Jan-Okke Rockmann, am Vormittag einen stärkeren Gegner, während Dmitrij Kollars, dank einiger Überraschungen an den vorderen Brettern den „Freilos-Sieger“ der ersten Runde bekommt. Also den Letzten der Setzliste.
Angeblich gab es am Sonnabend eine Gruppe Schachspieler, die in der Nähe des Spielortes überfallen worden sein sollen. Es ging wohl „nur“ um Geld und niemand wurde verletzt. Trotzdem merkt man allen an, dass sie sehr vorsichtig sind, auch am hellichten Tag, wohin und auf welchem Weg man geht. Aus meiner Sicht ist es einfach traurig, dass es in einem Land mit dieser Geschichte, einer gelungenen Revolution und viel Potenzial so viel Kriminalität gibt, die auch aus rassistischen Motiven heraus verübt wird. Hoffentlich findet dieses schöne Land, und in diese Hoffnung tue ich all meine Naivität, einen Weg die bestehenden Probleme zu bewältigen.
Jetzt habe ich gar nicht so viel über Schach geschrieben, fällt mir auf. Aber nun ja, die zweite Runde war noch nicht mal komplett ausgelost und man muss sich bei 23 Spielern erst mal einen Überblick machen, wer wie gespielt hat. Außerdem schreibe ich, genau wie Bernd, im Moment vorwiegend. Ich werde mal versuchen einen der Spieler zu ein paar Zeilen zu motivieren.
Die Stimmung in der Delegation ist übrigen weiterhin gut, wir haben auch unser letztes Schaf in der Herde begrüßt. Filiz landete erst ca. 4 Stunden vor Rundenbeginn in Durban, konnte ihre Partie aber in einer solide geführten Partie gewinnen.
Viele viele spannende Tage stehen an, das wird ein Spaß!
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10322