29. Mai 2012
Der Berliner A-Trainer Holger Borchers (57) ist aus dem Jugendschach in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken. Auf der Eröffnungsfeier der DJEM wurde sein außergewöhnliches Engagement mit dem Titel "Trainer des Jahres" belohnt. Gestern stellte er sich den Fragen von SchachApp-Redakteurin Sonja Häcker.
Holger, zunächst herzlichen Glückwunsch zu Deiner Wahl zum Trainer des Jahres. Hattest Du mit dieser Auszeichnung gerechnet?
Nein und ich sehe meine Ehrung auch als stellvertretend für viele andere Trainer an.
Was bedeutet es Dir, Trainer des Jahres geworden zu sein?
Man freut sich natürlich. Für mich ist das eine Anerkennung für 40 Jahre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Man macht die Arbeit aber nicht wegen des Titels.
Hier in Oberhof bist Du als Trainer aktiv. Wie zufrieden bist Du mit der bisherigen Leistung Deiner Schützlinge?
Ich trainiere hier drei Jugendliche aus Eberswalde. Einer von ihnen steht von der Setzliste her ganz weit hinten. Ich bin gespannt, wie er sich hier schlägt. Maximilan Mätzkow ist in der U10 an eins gesetzt. Er hat also auf jeden Fall Medaillenchancen.
Wie gefällt Dir die Meisterschaft insgesamt?
Wie immer top. Ich finde es super, dass hier so viele junge Leute im Organisationsteam sind und alles im Griff haben. Das finde ich an der DSJ überhaupt sehr gut.
In der ersten Runde gab es ja bereits den einen oder anderen Favoritensturz. Wird es für diese Spieler jetzt ganz schwer doch noch oben zu landen und hast Du einen Tipp, wie man sie nach so einer Niederlage wieder motivieren kann?
Nein, vorbei ist da noch nichts. Das Ergebnis am Anfang ist relativ egal. Bei den höheren Altersklassen wird es erst ab Runde 6 wirklich ernst, bei den jüngeren sogar erst ab Runde 8. Wichtig ist es den Spieler erst einmal aufzubauen und zum Weiterspielen zu motivieren. Dann bereitet man sich weiter sorgfältig vor und natürlich gehört am Ende auch Glück dazu, um wieder richtig gut ins Turnier zu finden.
Kannst Du Dich noch daran erinnern, wieviele DJEMs Du als Trainer miterlebt hast?
Es müssten mindestens 18 sein. Ich meine, dass ich in den letzten Jahren nur zwei verpasst habe.
Was würdest Du als Deinen größten Erfolg als Trainer bezeichnen?
Das ist eindeutig eine Wertungsfrage. Natürlich war der Weltmeistertitel von Leonid Kritz 1999 in der U16 ein großer sportlicher Erfolg. Mein Anteil dabei war jedoch relativ gering, da ich nur das aufgegriffen habe, was seine Heimtrainer in jahrelanger fleißiger Arbeit mit ihm geschafft haben. Mehr wiegt für mich deshalb der Erfolg meiner Mädchenmannschaft, die mit Spielerinnen, die anfangs eine DWZ um die 600 hatten, mehrmals Deutscher Meister wurde. Mit diesen Mädchen habe ich von klein auf kontinuierlich gearbeitet und deshalb auch einen größeren Anteil an ihren Erfolgen.
Einleitungstext: Carsten Karthaus
Holger Borchers (rechts auf dem Foto von 1985; damals 30 Jahre alt) war mit den Schachkids der BSG Stahl Niederschönhausen (Berlin) in der DDR sehr erfolgreich. 1985 wurde er z.B. DDR-Pokalsieger und DDR-Meister mit den Jungen der Altersklasse 9/10. Interessant ist ein Blick darauf, was aus seinen damaligen Schützlingen geworden ist.
Ronny Gaerths (seine Schwester Claudia war bis 1998 auch noch aktiv) spielte bis vor einigen Jahren beim SC Kreuzberg und hat heute eine DWZ von 2184. Er spielt nur noch im Berliner Betriebsschach und ist auf verschiedenen Open zu sehen. Zuletzt spielte er in diesem Jahr in Bad Wörishofen mit.
Von Nora Ullrich ist nichts bekannt, ebenso von B. Borowiak.
Jörg Dengel (DWZ 2033) und FM Patrick Werner (DWZ 2178) spielen in der Berliner Landesliga bei den Schachfreunden Nord-Ost.
Von M. Horbank und C. Heimberger ist ebenfalls nicht der Verbleib bekannt.
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 355
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