5. Juli 2017
Sehr langfristig können immer die Teilnehmer des Sparkassen Chess-Meeting planen. Schon am 25. April 2017 fand die Auslosung der Startnummern statt, wahrscheinlich schon Wochen oder gar Monate vorher hatten die Spieler von ihrer Einladung Kenntnis.
Wahrscheinlich schon für Jahre im Voraus planen kann Wladimir Kramnik. Er ist seit 1992, wo er als 16-Jähriger im Open mitspielte, ein fester Bestandteil und ließ nur die Jahrgänge 1994 und 2002 aus. Bei letzterem Turnier war er aber trotzdem vor Ort - als Co-Schirmherr und Sparringspartner für Boxweltmeister Wladimir Klitschko am Schachbrett.
Als ob die lange Turnierkarriere von 25 Jahren nicht ausreichen würde, sei noch erwähnt, daß Kramnik 1995, 1996, 1997, 1998, 2000, 2001, 2006, puuhhh ... 2007, 2009 und 2011 das Turnier gewann. Da reichen die Finger gerade so aus, um auf 10 Siege zu kommen. Sollte er 2017 erneut zuschlagen - was selbstverständlich erscheint, denn das diesjährige Turnier ist ihm gewidmet - wird es knifflig beim Addieren.
Das Sparkassen Chess-Meeting wird im Orchesterzentrum NRW in der Dortmunder Brückstraße 51 ausgetragen. Neben dem Exweltmeister starten noch fünf weitere Weltklassespieler, sowie die Nummer 1 und 3 der deutschen FIDE-Rangliste, Liviu Dieter Nisipeanu und Matthias Blübaum. Nachfolgend geben wir die Visitenkarten aller acht Teilnehmer wieder, wie sie am 28. April von der Pressestelle Dortmund veröffentlicht und von uns jetzt aktualisiert wurden.
Über der diesjährigen Veranstaltung schwebt unausgesprochen die Frage, ob es Wladimir Kramnik gelingen kann, das ihm gewidmete Großmeisterturnier zu gewinnen und damit seinen eigenen „Dortmunder Turnier-Weltrekord“ auf sagenhafte elf Siege zu erhöhen. Die Voraussetzungen hierfür sind ausgezeichnet. Immerhin ist der hochgewachsene Superstar der Schachszene derzeit als Zweiter der Weltrangliste der bestplatzierte Spieler des Turniers und allein schon deshalb Dortmunds Top-Favorit. Fast hätte es mit dem elften Sieg ja auch schon 2016 klappen können. Aber Maxime Vachier-Lagrave hatte etwas dagegen und verwies Kramnik auf den zweiten Platz.
Maxime Vachier-Lagrave, Frankreichs unangefochtene Nr. 1 im königlichen Spiel, ist ein begeisterter Fußballfan. Sein Lieblingsclub ist Olympique Lyon. Im vergangenen Jahr war es sein ausdrücklicher Wunsch, einmal in den Signal-Iduna-Park, das Stadion von Borussia Dortmund hineinzuschnuppern. Die Begeisterung war groß! Begeistert waren auch die zahlreichen Besucher des Sparkassen Chess-Meetings 2016 über Maximes Spielweise. Er trat in großer Form an und heimste bei seiner ersten Teilnahme gleich spektakulär den Sieg ein. In diesem Turnier übertraf er erstmals die magische Elo-Zahl von 2.800. Derzeit weist die Weltrangliste für den 26-Jährigen den achten Rang mit 2.791 Elo-Punkten aus. Neben Wladimir Kramnik ist Maxime Vachier-Lagrave fraglos Dortmunds Top-Favorit und würde liebend gern seinen Vorjahressieg wiederholen.
Fast wäre Wladimir Fedosejew im Oktober 2016 im Superfinale in Tschita russischer Schachmeister geworden. Leider verlor der heute 22-Jährige seine letzte Partie gegen Oparin und musste damit seine Titelträume begraben. So wurde der Sieg im diesjährigen Aeroflot-Open sein bislang größter Schacherfolg, der ihn gleichzeitig für Dortmund qualifizierte. Fedosejew ist ein Mann mit einer sehr pointierten Meinung, die er gern auch öffentlich vertritt. So äußerte er sich dieses Jahr in einem Interview exponiert gegen die Unsitte der abgesprochenen Partien, die seiner Meinung nach zu einer nicht hinnehmbaren Wettbewerbsverzerrung führten. Der interessante junge Mann aus Russland, den wir zum ersten Mal in Dortmund begrüßen, dürfte nicht nur deshalb ein belebendes Element für das Sparkassen Chess-Meeting werden. Er belegt derzeit mit 2.726 Elo-Punkten den 29. Rang der Weltrangliste.
Die polnische Nr. 1 Radoslaw Wojtaszek (30) belegt derzeit in der Weltrangliste mit 2736 Elo-Punkten Platz 23. Der in Elblag geborene Großmeister spielt in der Bundesliga für die OSG Baden-Baden. In Dortmund gehört er zu den diesjährigen Turnier-Neulingen. Wojtaszek wurde 2004 Europameister und Weltmeister U18, 2005, 2014 und 2016 polnischer Meister, 2008 Schnellschach-Europameister und heimste mit seinen Mitstreitern mehrere polnische und tschechische Mannschaftsmeisterschaften ein. Im April 2017 spielte er gegen Wladimir Kramnik und erzielte ein ehrenvolles Remis.
Der 27-jährige russische Großmeister Dmitrij Andrejkin stellt sich in Dortmund als der amtierende Europameister im Blitzschach vor. Diesen Titel errang er im Dezember 2016 im estischen Tallinn mit 22 Punkten aus 26 Partien. Fast hätte es sogar zum Doppelschlag gereicht: Im Schnellschach wurde Andrejkin an gleicher Stätte allerdings „nur“ Vize-Europameister. Mit diesen sehr ansprechenden Visitenkarten und 2.712 Elo-Punkten (Platz 37 in der Weltrangliste) im Gepäck reist der am 5. Februar 1990 in Rjasan geborene Schachprofi 2017 zum zweiten Mal nach 2013 in Richtung Dortmund. Andrejkin war darüber hinaus 1999 Weltmeister U10, 2010 Weltmeister U20 und 2012 Russischer Einzelmeister, was von seiner Bedeutung her einem schachlichen Ritterschlag gleichkommt.
Nach der Visite von Wang Hao 2013 und dem couragierten Auftritt der chinesischen Schachweltmeisterin Hou Yifan 2015 stellt sich mit Wang Yue, geb. 31. März 1987, in diesem Jahr ein weiterer Großmeister aus der aufstrebenden „Schach-Weltmacht“ China vor. Wang Yue stammt aus Taiyuan in der Provinz Shanxi, der Nachbarregion von Xi‘an, also der Stadt, mit der Dortmund 2017 ein 25-jähriges Partnerschaftjubiläum begeht. Yue begann mit acht Jahren Schach zu spielen. 1999 wurde er Weltmeister U12, 2005 und 2013 chinesischer Meister, 2008 geteilter Sieger des 1. FIDE-Grand-Prix und 2010 Studentenweltmeister. 2014 gewann er mit der chinesischen Nationalmannschaft die Schach-Olympiade und damit das weltweit wichtigste Turnier für Nationalmannschaften. Seine beste Elo-Wertung betrug 2.756 Punkte. Derzeit belegt er mit 2.699 Punkten den 49. Rang in der FIDE-Weltrangliste.
Liviu Dieter Nisipeanu hat seine Wurzeln in Rumänien, spielt aber seit 2014 für den Deutschen Schachbund, dessen Nr. 1 er ist. In Dortmund gibt der sympathische Großmeister mit der interessanten Haartracht – Pferdeschwanz – zum dritten Mal seine schachliche Visitenkarte ab. Während es im letzten Jahr „nur“ zu Platz sechs im Endklassement reichte – er spielte alle Partien remis – stand „Nisi“ 2015 fast vor dem Turniersieg. Erst Superstar Fabiano Caruana konnte ihn in der letzten Runde stoppen und auf den dritten Rang verdrängen. Nisipeanu liegt mit 2.683 Elo-Punkten auf Platz 60 der Weltrangliste. Der 40-jährige Großmeister, 2005 Gewinner der Einzel-Europameisterschaft und vor Kurzem Deutscher Meister geworden, beeindruckt das Publikum mit seinem kämpferischen Spielstil, der auch für Dortmund wieder spannende Partien verheißt.
Der gerade einmal 20 Jahre junge Matthias Blübaum ist ebenfalls erstmals in Dortmund zu Gast. Er hat sich bislang noch nicht entscheiden können, Schachprofi zu werden, sondern setzt derzeitig seine Priorität mehr in Richtung eines Mathematikstudiums an der Universität Bielefeld. Blübaum, der zu Deutschlands Spitzenspielern gehört, hat zuletzt am Grenke Chess Classic in Baden-Baden teilgenommen und dort gegen Magnus Carlsen und gegen Caruana ehrenvolle Remis herausgeholt. Die Teilnahme am Sparkassen Chess-Meeting in Dortmund dürfte für ihn eine weitere wichtige Standortbestimmung bringen. In der aktuellen FIDE-Weltrangliste belegt er den 123. Rang, in der Junioren-Weltrangliste Platz vier.
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Jörder, sehr geehrter Herr Sparkassendirektor Samulewicz, lieber Gerd Kolbe,
erstmalig habe ich die Ehre, anlässlich eines der herausragenden Schachereignisse in Deutschland die Besucherinnen und Besucher zu grüßen. Dortmund und Schach – das wäre in einer Gourmetküche ein 3-Sterne-Menü. Die Zutaten könnten nicht besser sein: Spieler der Weltelite und Veranstaltungsbedingungen der Extraklasse in einem Festival der besonderen Art. Es ist den Verantwortlichen gelungen, ein Großmeisterturnier in einem publikumswirksamen Rahmen zu präsentieren. Denn ebenso wichtig wie das professionelle Schach sind Open-Turniere, bei denen sich Vereinsspielerinnen und Vereinsspieler dem königlichen Spiel hingeben. Mit gleich drei solcher Turniere bietet der Veranstalter hier etwas Außergewöhnliches. Herauszuheben ist das Helmut-Kohls-Turnier, das sich der Förderung der Jugend verschrieben hat und bei dem sich in neun Runden auf Einladung gleich zehn Teilnehmer im Wettkampf messen. Für das Publikum sind zudem zwei wundervolle „Schacherklärer“ engagiert: Klaus Bischoff und Sebastian Siebrecht werden wie gewohnt unterhaltsam und erhellend die schachlichen Finessen erläutern und damit für eine besondere Atmosphäre sorgen. Der Deutsche Schachbund ist stolz und dankbar zugleich, seit vielen Jahren Kooperationspartner dieses Turniers zu sein. Mit den Spielern Liviu Dieter Nisipeanu und Matthias Blübaum sind zwei aktive Nationalspieler dabei und fordern u.a. den Titelverteidiger Maxime Vachier-Lagrave und den Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik, dem der Veranstalter das Turnier gewidmet hat. Wir sind sehr gespannt, wie dieser sportliche Wettkampf ausgehen wird. Das Turnier in Dortmund werde ich aufmerksam verfolgen. Die Verbindung von Jugendförderung, Breiten- und Leistungssport ist ein Erfolgsrezept und wird ganz sicher jedem schmecken, der davon während des Turniers probiert.
Quelle: Programmheft
Die Entscheidung ist gefallen: Die Wichlinghofer Grundschule erhält im Rahmen der Eröffnungsfeier für das Sparkassen Chess-Meeting am 15. Juli 2017 im Orchesterzentrum der Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) in der Brückstraße den mit 500 € dotierten Ferdinand-Fabra-Preis zur Förderung des Dortmunder Schach-Nachwuchses.
Schulschach-Spezialist Christian Goldschmidt, der die Wichlinghofer seit Langem beobachtet und jetzt vorgeschlagen hat: „Die Jungs sind Stadtmeister der Grundschulen 2016 und 2017 geworden. In diesem Jahr waren sie darüber hinaus Ruhrgebietsmeister und NRW-Meister. Das soll mit dem Ferdinand-Fabra-Preis honoriert werden.“
Das Sieger-Team besteht aus fünf Spielern: Jona Baumgarten (9), Samuel Tomasjan (10), Andrius Skolnik (8), Lorenz Neveling (8) und Maxim Schill (8). Der Star der Truppe ist Jona Baumgarten, der aktuelle NRW-Einzelmeister.
Ferdinand Fabra war der erste BVB-Meistertrainer. Er gewann mit den Borussen 1947 die Westfalenmeisterschaft und wurde 1948 mit den Schwarz-Gelben der erste Meister der Oberliga West. Zu Anfang der 1960er Jahre führte der passionierte Schachspieler als Gymnasiallehrer des Lippstädter Ostendorf-Gymnasiums Schach als Schulfach ein und wurde damit zu einem der wichtigsten Pioniere des Schulschachs in Nordrhein-Westfalen.
Preisträger waren bereits die heutigen Spitzenspieler Arkadij Naiditsch, David Baramidze und Patrick Zelbel, aber auch der Kindergarten „Christus unser Friede“, in dem Schach bereits im Vorschulalter mit Erfolg gelehrt wird.
Mit dem Ferdinand-Fabra-Preis weisen die Veranstalter des Sparkassen Chess-Meetings darauf hin, dass die Schach-Nachwuchsförderung in Dortmund in ganz Deutschland als vorbildlich gilt und eine der wichtigsten Säulen des Dortmunder Schachsports darstellt.
Pressestelle der Stadt Dortmund
03.07.2017
Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 22117