10. November 2014
Das Medizinstudium hat für Filiz zwar eine höhere Priorität als Schach, aber noch kriegt sie beides gut unter'n Hut, obgleich das manchmal ganz schön schlaucht, verriet sie Jonathan Carlstedt im kürzlich geführten Interview zu ihrem WM-Sieg (U18w). Als 10. und letzte unserer Kandidatinnen für das German Masters der Frauen, das nächste Woche beginnt, kommt die Medizinstudentin jetzt erneut zu Wort.
DSB: Filiz, Du hast vor kurzem erst Silber bei der Jugend-WM in Durban geholt. Im zuvor geführten Kurzinterview hattest Du angekündigt, dass eigentlich der 1. Platz Dein erklärtes Ziel sei und Deine größte Stärke sei Dein Siegeswille und Deine enorme Motivation. Beim German Masters bist Du die Jüngste und liegst Elo-mäßig eher im unteren Drittel. Ist Dein Ziel trotzdem auch hier Gold zu holen? Muss man immer den festen Willen haben, Erste zu werden, damit man überhaupt das Beste aus sich herausholt, auch wenn es dann nur für den z.B. 3. Platz reicht?
Filiz Osmanodja: Ich kann mich noch an damals erinnern, als mich Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler bei Turnieren betreut hat. Er fragte mich vor dem Turnier immer, was denn mein Ziel sei. Meine Antwort war entweder 9 aus 9 oder 7 aus 7. Er war nicht sonderlich begeistert, weil er etwas Realistisches wie 5 aus 7 hören wollte. Aber wenn mich jemand fragt, ob ich am Ende des Turniers lieber 5 oder 7 Punkte haben wöllte, ist die Antwort doch klar. Ich muss zugeben, dass ich damals nur so geantwortet habe, weil ich mir keine Gedanken über meine Zielstellung gemacht habe und da schien mir das Maximum am naheliegendsten. Und so ist es auch diesmal, deswegen sag ich einfach mal, mein Ziel ist es, zu gewinnen.
DSB: Der Preisfonds liegt mit 10.000 € ziemlich hoch, selbst die Letztplatzierte erhält noch 400 €. Schaut man bei einer Turniereinladung auch mit als erstes auf den Preisfonds und macht ihn zum Kriterium für die Zu- oder Absage?
Filiz Osmanodja: Also ich hätte auch zugesagt, wenn es gar kein Preisgeld gegeben hätte.
DSB: Gegen die besten deutschen Spielerinnen im Rundenturnier anzutreten, ist das eine besondere Herausforderung und ein besonderer Spaß? Oder misst Du Dich schachlich lieber mit Deinen männlichen Kollegen und ist Dir das Flair und die Stimmung bei gemischten Turnieren angenehmer?
Filiz Osmanodja: Ich kann es nicht genau sagen, ob es besser für mich ist gegen Frauen oder Männer zu spielen. Aber ich möchte auch nicht darüber nachdenken. Gegner ist Gegner.
DSB: Natürlich ist es nicht völlig gleich, wer einem am Brett gegenüber sitzt. Welche Gegnerin nimmt im German Masters für Dich gewissermaßen eine Sonderstellung ein und warum?
Filiz Osmanodja: Wie gesagt, ich versuche jeden Gegner gleich zu behandeln. Ob mir das immer gelingt, weiß ich nicht. Aber wenn überhaupt kann es meiner Meinung nach nur negativ sein, wenn man einem Gegner mit einer anderen Einstellung gegenübertritt als normalerweise. Deswegen nimmt eigentlich niemand eine Sonderstellung ein. Ich kann es auch positiv ausdrücken: alle neun Frauen/Mädchen nehmen eine Sonderstellung ein.
DSB: Du hast schon viele Preise für Deine schachlichen Leistungen erhalten. Hast Du einen besonderen Platz dafür z. B. eine Vitrine in Deinem Zimmer?
Filiz Osmanodja: Naja, so etwas Ähnliches. Nicht so schön wie eine Vitrine, sondern einfach ein langes Regal. Manche Pokale sind aber auch an ganz anderen Stellen in der Wohnung zu finden (z.B. auf unserem Kühlschrank). Als Kind habe ich mehr Pokale gesammelt. Jetzt sind es viel weniger, da es schwieriger ist etwa bei großen Open zu gewinnen.
Die Fragen für den DSB stellte Louisa Nitsche
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19010