22. Oktober 2014
Die gebürtige Georgierin Ketino Kachiani-Gersinska lebt seit 1993 in Deutschland, nachdem sie den späteren Vorsitzenden des SC Baden-Oos, Jürgen Gersinska heiratete. Nach ihrer Einbürgerung ein Jahr später kam sie bis 2013 regelmäßig in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zum Einsatz.
Beim German Masters der Frauen im kommenden Monat geht sie als eine von zehn Spielerinnen an den Start. Im Hinblick auf dieses Ereignis beantwortete sie uns einige Fragen.
DSB: Ketino, das German Masters der Frauen ist ein ganz neues und bisher einzigartiges Turnier, was jetzt zum ersten Mal (aber sicher nicht zum letzten Mal) ausgetragen wird. Was sagst Du zu diesem Turnier? Fiel die Zusage leicht?
Ketino Kachiani-Gersinska: Es ist sehr erfreulich, dass ein Turnierorganisator die Idee realisiert, die 10 besten Frauen Deutschlands zu einem Rundenturnier einzuladen. 9 Runden an 9 Tagen lässt eine ansprechende Qualität erwarten. Die Stadt Dresden bietet jede Menge Sehenswürdigkeiten, sodass genügend Möglichkeiten bestehen, sich ein Stück weit vom Turniergeschehen abzulenken. All diese Umstände trugen dazu bei, die von mir im Vorfeld zu klärenden organisatorischen Fragen leicht zu lösen. Ich freue mich auf ein interessantes Turnier.
DSB: Vor wenigen Wochen erst gab es das Erfurter Frauenfestival, ein Turnier mit sehr starker internationaler Besetzung. Auch dort hast Du mitgespielt. Kann man die beiden Turniere miteinander vergleichen? Mit welchem Gefühl bist Du in das internationale Turnier gegangen, im Vergleich zum deutschen Turnier?
Ketino Kachiani-Gersinska: Aus meiner Sicht kann man die beiden Turniere nicht miteinander vergleichen - dies ist auf die Unterschiede im Spielmodus zurückzuführen - es ist belastender 9 Runden in 5 Tagen zu spielen. Darüber hinaus war das Verhältnis zu meinen Gegnerinnen in Erfurt bei aller Rivalität stets von gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Achtung geprägt. In Dresden treffe ich auf Spielerinnen, die ich mit der deutschen Nationalmannschaft erleben bzw. gegen die ich bei verschiedenen Gelegenheiten spielen durfte.
DSB: Gegen die besten deutschen Spielerinnen im Rundenturnier anzutreten, ist das eine besondere Herausforderung und ein besonderer Spaß? Oder misst Du Dich schachlich lieber mit Deinen männlichen Kollegen und ist Dir das Flair und die Stimmung bei gemischten Turnieren angenehmer?
Ketino Kachiani-Gersinska: Es kommt letztendlich immer auf die Rahmenbedingungen an. Eine gute Organisation, ein schönes Ambiente, gute Unterbringung und Verpflegung motivieren in besonderem Maße. Dabei spielt das Geschlecht keine Rolle.
DSB: Natürlich ist es nicht völlig gleich, wer einem am Brett gegenüber sitzt. Welche Gegnerin nimmt im German Masters für Dich gewissermaßen eine Sonderstellung ein und warum?
Ketino Kachiani-Gersinska: Gefühle sollten keine Rolle spielen. Jede Gegnerin verdient eine professionelle Vorbereitung.
DSB: Du bist schon recht lange im Schachgeschäft, hast Du noch ein schachliches Vorbild? Und ist das immer gleich geblieben oder hattest Du je nach Lebensphase oder -abschnitt einen andere(n) “Schachhelden/Schachheldin“?
Ketino Kachiani-Gersinska: Ich war Mitglied von Trainingsgruppen, die von Botwinnik, Kasparow, Ubilawa, Gufeld, Dworetzki, Gaprindaschwili und anderen Legenden trainiert wurden. Besonders erinnere ich mich an ein Uhrensimulation von Garri Kasparow an 8 Brettern, darunter Kramnik, Schirow, Tiwjakow … und ich. Diese Spielergeneration, zu der auch Gelfand, Akopjan, Iwantschuk, Galljamowa, Judit Polgar, Xie Jun und viele andere zählen, habe ich nach wie vor im Blick.
Schach macht Spaß!
Die Fragen für den DSB stellte Louisa Nitsche
Einleitungstext: Frank Hoppe
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 19007