31. März 2014
Viktor Kortschnoi saß pünktlich um 15.00 Uhr am Brett im Hörsaal 9 der Leipziger Uni, im Rollstuhl zwar, aber ziemlich fidel und gut gelaunt. Ich kann all die Superlative über ihn nicht wiederholen, aber möchte kurz einige meiner Begegnungen mit ihm schildern.
Das erste Mal live sah ich Viktor 1995 live beim Zonenturnier im slowenischen Ptuj spielen. Die legendäre Partie gegen Stefan Kindermann mit der irregulären Rochade machte den Datenbankpflegern von ChessBase seinerzeit einige Probleme.
Ptuj zt Ptuj (2), 1995
1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.dxc5 e6 5.Le3 Sd7 6.Lb5 Dc7 7.Sf3 Lxc5 8.Lxc5 Dxc5 9.Sc3 Se7 10.0–0 a6 11.Ld3 h6 12.Te1 Sc6 13.Dd2 g5 14.h3 Tg8 15.a3 Df8 16.g4 h5 17.De3 Dh6 18.Lf1 hxg4 19.hxg4 b6 20.Lg2 Lb7 21.Sa4 Th8 22.Sxb6 Scxe5 23.Sxd7 Sxd7 24.Tad1 Tc8 25.Da7 Tc7 26.Td3
[Here Kortschnoj played 26... 0–0, which is illegal since the Rh8 has already moved. The mistake was realized only at move 47. The players finally agreed a draw.]
½–½
Viktor Kortschnoi - über 5.000 ChessBase-Partien, man stelle sich das vor: Jeden Tag eine Partie, das sind 15 Jahre eines Lebens am Stück Schach gespielt, Wahnsinn!
1996 in beim Superturnier 1.000 Jahre Wien traf ich ihn wieder. Die zukünftigen Weltmeister Vladimir Kramnik und Veselin Topalov im Verbund mit Ex-Chef Anatoli Karpow heizten ihm dort ganz schön ein. Leko, Shirov, Polgar, Jussupow - was für ein Feld - sowas sieht man leider nur alle 1.000 Jahre.
Michael Prusikin machte mich auf ein kleines youtube-Video aufmerksam: seht selbst - Video
2012 im Potsdamer Bahnhof war Viktor Kortschnoi der begehrteste Schachstar.
Den ersten Sieg verbuchte Viktor, in dem er als Erster sein Wasser am Brett erhielt.
"Die königsindische Partie war ein Spiel auf ein Tor" (Zitat GM Alexander Naumann). Viktor drückte an beiden Flügeln und erspielte sich großen Vorteil. Die 200 Zuschauer hielten bei a7 jedoch den Atem an.
Besser wäre Db3 oder Db6 gewesen. Nach Txb7 a8D war keine Ersatzdame vorhanden! Und es kam, wie es kommen musste, der Turm wurde umgedreht und als Dame gespielt! Zum Glück war nach Txb1 alles wieder im Lot und Viktor gewann die erste Partie.
Am Samstag hatte zunächst GM Wolfgang Uhlmann lange Oberwasser; dennoch zum Schluss schlug Viktor "der Schreckliche" zu und konnte auch die zweite (und letzte) Partie für sich gewinnen.
Das Event wurde unter der Federführung der ORWO Net AG (Dr. Gerhard Köhler) und der Emanuel Lasker Gesellschaft (Paul Werner Wagner) unter Mitwirkung des Deutschen Schachbundes ausgerichtet.
Bernd Vökler
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 9647