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Manfred Müller holte zum 13. Mal den Titel des DBSB-Seniorenmeisters

9. September 2023

Gerhard Dyballa, Manfred Müller, Peter Sand

Zweiter wurde Gerhard Dyballa

Die 22. Auflage der Senioren-Einzelmeisterschaft des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes (DBSB) fand vom 16. bis 22. August im Markt Lam im Landkreis Cham (Regierungsbezirk Oberpfalz in Bayern) zum sechsten Mal statt. Das Hotel „Zum Hirschberg“ wurde vom DBSB für dieses Turnier ausgewählt, da dort Barrierefreiheit für die Teilnehmer gegeben ist.

Die Teilnehmer und deren Begleiter waren mit dem Ausrichtungshotel sehr zufrieden. Alle für uns gestellten Zimmer und viele weitere Einrichtungen im Hotel sind behindertengerecht gestaltet. Die Mitarbeiter des Hotels achteten stets darauf, dass die blinden und sehbehinderten Menschen ihren Aufenthalt genießen konnten. Auch der weiträumige Spielsaal bot ausgezeichnete Spielbedingungen. Alle hatten an den großen Tischen viel Platz, nicht nur für ihre Blindenschachbretter, sondern auch für das dazu gehörige Material.

Kurz vor dem Turnierbeginn sollten noch 16 Teilnehmer vom Turnierleiter und dem bisherigen Rekordmeister der Seniorenmeisterschaften des DBSB Manfred Müller begrüßt werden, der sich bereits zwölfmal in die Siegerliste eintragen konnte und auch selbst zum neunzehnten Mal am Start war. Aus unterschiedlichen Gründen gingen dann nur 13 Schachbegeisterte, davon zwei Frauen, an den Start.  

Leider musste das Ehepaar Heinrich und Monika Traub kampflos auf ihren Einsatz in der ersten Runde verzichten und nach Hause abreisen. Aus gesundheitlichen Gründen konnten sie nicht weiter mitspielen.

Das Turnier wurde in sieben Runden nach Schweizer System ausgetragen. Der Spielbeginn war täglich um 10 Uhr. Die Teilnehmer hatten genügend Zeit über ihre Züge nachzudenken, da die Bedenkzeit zwei Stunden für 40 Züge und danach 60 Minuten für den Rest betrug. Neben dem von mir schon erwähnten Manfred Müller aus Senftenberg räumte man den B-Kader-Spielern des DBSB, Anton Lindenmair aus Augsburg und dem Berichterstatter Gerhard Dyballa aus Meschede Titelchancen ein. 

Gespannt waren die Teilnehmer und ihre zahlreichen Begleiter auf das Abschneiden des 83-jährigen Peter Sand aus Fürth, der zweimal, 2009 und 2010, die Seniorenmeisterschaft des DBSB gewonnen hatte, sowie auf von Hans-Peter Kuhlmann aus Traunstein, der mit der höchsten Elo-Zahl von 2032 nach einer langen Spielpause angereist war. Kuhlmann war Anfang dieses Jahrhunderts ein erfolgreicher A-Kader-Spieler des DBSB.

Pokal für den Sieger

Manfred Müller gewann die Senioreneinzelmeisterschaft des DBSB zum dreizehnten Mal in überzeugender Manier. Vom Start an gab er sich keine Blöße und konnte die ersten fünf Partien gewinnen. Da er in der sechsten Runde wegen der geringen Teilnehmerzahl einen spielfreien Punkt bekommen hatte, stand er vor seiner letzten Partie als Deutscher Seniorenmeister des DBSB fest.
In der 2. Runde hatte er in der Partie gegen Hans-Peter Kuhlmann Glück, da sein Gegner in einer besseren Stellung einen Läufer unkorrekt opferte. Sowohl in der 3. Runde gegen mich als auch in der 4. Runde gegen Anton Lindenmair profitierte er von einer Unachtsamkeit der Gegner. In der Schlussrunde musste sich zwar Manfred Müller mit einem Unentschieden gegen Matthias Steinhart zufrieden geben, aber war mit seiner phantastischen Turnierausbeute von 6,5 Punkten sehr erfolgreich. 

Vor dem Turnier wurde ich auf den dritten Platz der Startrangliste gesetzt, verbesserte mich um einen Rang und erreichte mit 5 Punkten den zweiten Platz. Nach meinem kampflosen Auftaktsieg gegen Heinrich Traub und dem Gewinn in der 2. Runde gegen Erwin Holousch, verlor ich die schon erwähnte Partie gegen Manfred Müller. In der 4. Runde einigte ich mich mit dem Altmeister Peter Sand in einem völlig ausgeglichenen Damenendspiel auf die Punkteteilung und gewann die fünfte Partie gegen den „Jungsenioren“ Matthias Steinhart. Mein Gegner ließ seinen König zu lange ohne Rochade in der Mitte stehen und ich nutzte die Möglichkeit eines Bauerndurchbruchs, mit dem ich einen Turm für einen Läufer gewann. In der vorletzten Runde kam es zur entscheidenden Partie gegen Anton Lindenmair, der mit einem halben Punkt Rückstand ebenfalls noch Chancen auf die Vizemeisterschaft hatte. Die Partie endete in einer unklaren Stellung mit einer Punkteteilung und ich verteidigte den 2. Rang. 

Auf dem dritten Platz landete Peter Sand, der insgesamt 4,5 Punkte erspielte. Nach zwei Siegen in den ersten zwei Runden spielte er die nächsten zwei Partien schnörkellos, genau und sicher. Seine höher eingeschätzten Gegner, Anton Lindenmair und ich, kamen nicht über ein Unentschieden hinaus. Nach der Niederlage gegen Manfred Müller hatte er in der vorletzten Runde eine lange Partie gegen Hans-Peter Kuhlmann gespielt, die mit mit einem gerechten Remis endete. In der letzten Runde war er spielfrei und konnte entspannt die anderen Partien wahrnehmen. 

Anton Lindenmair wurde Vierter. Er errang wie Sand 4,5 Punkte. Die zweite Wertung, die Buchholzpunkte, entschied zu seinen Ungunsten. Er verlor nur die eine von mir erwähnte Partie gegen Manfred Müller.  

Fünfter wurde Matthias Steinhart mit 4 erzielten Punkten, der als einziger Teilnehmer ein Unentschieden in einem Turmendspiel mit einem Bauern weniger gegen den Sieger Manfred Müller verbuchte.  

Hans-Peter Kuhlmann und Robert Weichenmeier erspielten je 3,5 Punkte. Sechster wurde Kuhlmann, der in den Runden vier bis sechs ein Unentschieden gegen Mathias Steinhart, Anton Lindenmair und Peter Sand erkämpfte.

Robert Weichenmeier erzielte den siebten Rang, der die schlechtere Zweitwertung als Kuhlmann hatte. Er startete mit zwei Niederlagen, verbesserte sich im Laufe der Meisterschaft und verlor keine einzige weitere Partie. 

Birgit Dietsche, die einzige in der Meisterschaft noch verbliebene Frau, erkämpfte 3 Punkte und belegte den 8.Platz in der Rangliste vor dem punktgleichen Dieter Hillesheim und dem Belgier Alex Geerinck. Hillesheim und Geerinck waren in den ersten zwei Wertungen gleich. Erst die Sonneborn-Berger-Wertung entschied zu Gunsten von Hillesheim. 

Elfter wurde Ernst Holousch mit 2,5 Punkten, der in mehreren Partien kein Stellungsglück hatte. 

Am Ende setzten sich die Favoriten durch. Die Meisterschaft verlief in einer freundschaftlichen Atmosphäre. Am Abend des letzten Spieltages fand die Siegerehrung statt. Manfred Müller wurde der Siegerpokal überreicht. Die drei Besten erhielten von ihm je eine Urkunde und die vier Erstplatzierten erspielten einen Geldpreis.

Pl. Teilnehmer DWZ Verein Pkt. 1 2 3 4 5 6 7
1. Manfred Müller 1927 SV Senftenberg 6,5 7w1 6s1 2w1 4s1 3w1 + 5s½
2. Gerhard Dyballa 1881 SV Meschede 5,0 12+ 11w1 1s0 3w½ 5s1 4s½ 6w1
3. Peter Sand 1765 DBSB 4,5 8w1 7s1 4w½ 2s½ 1s0 6w½ +
4. Anton Lindenmair 1900 SK Keres Augsburg 4,5 10s1 5w1 3s½ 1w0 6s½ 2w½ 8s1
5. Matthias Steinhart 1584 SF Freiberg 4,0 13+ 4s0 9w1 6s½ 2w0 11s1 1w½
6. Hans-Peter Kuhlmann 1823 DBSB 3,5 9s1 1w0 10s1 5w½ 4w½ 3s½ 2s0
7. Robert Weichenmeier 1410 DBSB 3,5 1s0 3w0 + 10w1 11s½ 8w½ 9s½
8. Birgit Dietsche 1235 DBSB 3,0 3s0 10w½ 11s½ + 9w½ 7s½ 4w0
9. Dietmar Hillesheim 1305 DBSB 3,0 6w0 + 5s0 11w½ 8s½ 10w½ 7w½
10. Alex Geerinck - SV Gent (Belgien) 3,0 4w0 8s½ 6w0 7s0 + 9s½ 11w1
11. Erwin Holousch 1204 DBSB 2,5 + 2s0 8w½ 9s½ 7w½ 5w0 10s0
12. Heinrich Traub 1349 TV Bammental 0,0 2-
13. Monika Traub 1015 TV Bammental 0,0 5-

Die nächste Deutsche Senioren-Einzelmeisterschaft soll im hessischen Baunatal bei Kassel stattfinden. Der DBSB hofft, dass dann alle angemeldeten Teilnehmer auch alle Runden mitspielen können.

Gerhard Dyballa
Pressewart des DBSB

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 11179

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