30. Juli 2016
Mittlerweile sind elf Beiträge in dieser Kolumne erschienen, die in der Konzeption keineswegs als „Edel-Wikipedia für Schach“ gedacht war.
Als mich DSB-Präsident Herbert Bastian Mitte August letzten Jahres bat, DSB-Webmaster Frank Hoppe bei eine Würdigung von Paul Rudolf von Bilguer zu dessen 200. Geburtstag zu unterstützen, war nicht beabsichtigt, diese Zusammenarbeit zu einer ganzen Serie von Artikeln auszubauen. Dies geschah dann aus eigenem Antrieb, vielleicht, um meine „Beauftragung für Schachgeschichte und Schachkultur“ sichtbar zu erfüllen.
An dieser Stelle mein herzlicher Dank an Frank Hoppe für seine überaus kompetente Unterstützung.
Die selbst verordnete Sommerpause habe ich u.a. genutzt, eine vorläufige Bilanz zu ziehen und mich mit Herbert Bastian in Dortmund am Rande des Sparkassen-Chess-Meeting 2016 über „weitere Schritte“ abzustimmen.
Die konsolidierten Zugriffszahlen auf die monatlichen Beiträge lagen erfreulich hoch, Spitzenreiter ist Curt von Bardeleben, der es allein im März auf über 1200 Aufrufe brachte. Da mag der etwas reißerische Titel mit zu beigetragen haben.
Es gab vereinzelt erfreuliche Rückmeldungen, insbesondere eine Nachricht der Enkelin von Max Blümich, Frau Ursula Hofmann aus Leipzig, hat mich begeistert:
Sehr geehrter Herr Negele,
ich möchte Ihnen ganz herzlich für Ihren Artikel über meinen Großvater Max Blümich danken. Sie haben seinen unermüdlichen Einsatz für das Schachspiel gewürdigt. Ich bin auch sehr froh, dass Sie sich darum bemühen, ihn nicht als überzeugten Nazi zu beschreiben. Das war er wirklich nicht, wie man in der Familie wusste.
Doch ist es an der Zeit, offen die Frage zu stellen, ob sich der monatliche Aufwand (ca. 20 bis 25 Arbeitsstunden für Recherche und Texterstellung mit passender Bebilderung) in der Sache tatsächlich lohnt. Da es sich um eine unentgeltlich erbrachte Leistung handelt, könnte deren Ergebnis nur in einer wachsenden Wertschätzung für das Thema „Schachgeschichte und Schachkultur“ gemessen werden.
Somit bitte ich um ein entsprechendes Votum, ob Ihnen, verehrte „Konsumenten“, an einer solche Kolumne auf der DSB-Website weiterhin gelegen wäre.
Soll die Kolumne fortgesetzt werden?
Umfrage ist geschlossen.
Wie groß ist Ihr schachgeschichtliches Interesse?
Umfrage ist geschlossen.
Doch mich bewegt auch eine weitere Fragestellung, die unmittelbar mit meiner Erfüllung der Beauftragung verknüpft ist: So hatte ich angeregt, ein Turnierbuch über den 26. Kongress des DSB, der 1929 in Duisburg stattfand, zum 140. Jubiläum der DSB-Gründung herauszugeben. Eine Erörterung mit dem DSB-Präsidium und dem Vorstand des Schachbundes Nordrhein-Westfalen verlief jedoch ohne klares Ergebnis hinsichtlich der Finanzierung.
Wie wichtig erscheint es Ihnen, dass der DSB die Dokumentation solcher schachhistorischen Meilensteine unterstützt? Käme durch Ihren Zuspruch das Duisburg 1929-Projekt zu Realisierung, hätte sich mein Aufwand bereits amortisiert.
2007 machte mich Peter Anderberg (Harmstorf) auf die mögliche Existenz einer Abschrift der Partien des Meisterturniers 1929, die Albert Hild erstellte, aufmerksam. Zumindest hatte dies 1968 der Ostberliner Historiker und Schachforscher Prof. Joachim Petzold in der Deutschen Schachzeitung ausgeführt.
Zu meiner großen Freude konnte dann Hans-Jürgen Fresen (Bochum) aufgrund seiner guten Kontakte zum verstorbenen Großmeister (und Sammlerkönig) Lothar Schmid (Bamberg) eine Kopie dieser Abschrift mit allen 91(!) Partien des Meisterturniers beschaffen.
(Drei Aufnahmen dieser Abschrift, erstellt 30. November 2015 in Bamberg beim Besuch in der Sammlung LS – hier Dank an Bernhard Schmid, Bamberg.)
Denken Sie bitte darüber nach, was Ihnen ein entsprechend ausgestaltetes Turnierbuch „26. DSB-Kongress Duisburg 1929“ persönlich wert wäre?
In diesem Sinne weiter geht's am 7. August mit dem Beitrag „Der Bund verdient denjenigen Verwalter, den er sich wählt.“
Ihr Michael Negele
michael.negele.wtal@t-online.de
Der oben erwähnte Herr Anderberg konnte mir kompetent in Sachen Paul Lipke weiterhelfen.
Die persönlichen Angaben zu Paul Lipke, die Alfred Diel 1998 in Kaissiber 7 machte, sind einer Ausarbeitung von Studienrat Dr. Friedrich Clemens Görschen (1911-1981) aus Flensburg im Schach-Echo 1970 entnommen, die offenbar durch eine Würdigung Lipkes zu dessen 100. Geburtstag durch Albin Pötzsch initiiert wurde. (Quelle).
Görschens Recherchen führen zu einem prägnanteren Blick auf Lipkes Lebensverhältnisse, die Ausführungen zur Makrobiotik mag der geneigte Leser selbst beurteilen.
Peter Anderberg machte mich auch auf Lipkes autobiographische Abhandlung in den Deutschen Schachblättern 1931 aufmerksam. Zwar waren mir dessen Ausführungen zu Emuanel Lasker in Gedächtnis, trotzdem war es ein Versäumnis, diese wichtige Quelle nicht explizit zu erwähnen. Sie sei hiermit nachgereicht. (Quelle)
Falls tatsächlich das Schicksal des armen Steinitz 1898 bei Lipke den Entschluss auslöste, sich dem Schachspiel weitgehend zu entsagen, zeigt dies einen weiteren interessanten Bezug zu Emanuel Lasker auf. Der sah in den späten Lebensjahren des ersten Schachweltmeisters ein abschreckendes Beispiel und plädierte (am Rande des DSB-Kongress München 1900) für die Schaffung eines Unterstützungsfonds für alternde Berufsschachspieler.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21159