12. September 2016
Als FIDE-Meister und Mitglied beim SK Norderstedt ist Christian Michna selbst versierter Schachspieler. Er besucht seine Ehefrau Marta Michna, Mitglied unserer Nationalmannschaft, während der Olympiade in Baku. Auch er beteiligte sich an unserer Kurzinterview-Serie: Nach Präsident, Bundestrainer, Coach und Schiedsrichter, kommt jetzt also eine Begleitperson zu Wort.
DSB: Herr Michna, Sie besuchen Ihre Gattin Marta bei der Olympiade in Aserbaidschan. Sind Sie Glücksbringer, Berater oder Fan - vielleicht alles in einem?
C.M.: Ich denke, ich bin tatsächlich alles zusammen. Im letzten Monat beim German Masters in Dresden spielte Marta sechsmal Remis, bevor ich anreiste und sie dann noch dreimal gewann. Und hier läuft es für sie persönlich ja auch ganz gut. Glücksbringer stimmt also schon einmal. Und natürlich drücke ich den beiden deutschen Mannschaften als Fan die Daumen - wobei die Frauen natürlich im Vordergrund stehen. Und schließlich bin ich auch Berater und unterstütze Marta in der Vorbereitung.
DSB: Anders als Fußball ist Schach vor Ort sicher kein Massenphänomen, wenn man an das Publikum denkt. Dennoch: Wie ist aus Ihrer Sicht die Resonanz? Ist der Spielort mit Kiebizen gefüllt, gibt es so etwas wie Euphorie?
C.M.: Heute (9.09.2016) waren etwa 150 Zuschauer in der Crystal Hall. Wenn man die Top-Spieler mal persönlich sehen und erleben will, lohnt sich ein Besuch. Ansonsten verfolgt man die Partien besser am Computer. Auf Displays übertragen werden insgesamt 22 Matches, davon mindestens sechs der Frauen. Nur heute gab es eine Ausnahme: die deutschen Frauen spielten an Tisch 6, doch in der Übertragung bekam Tisch 85 des Opens den Vorzug - das hat mich dann doch etwas geärgert.
In der Stadt ist die Schacholympiade aber allgegenwärtig. Plakate und Taxis machen Werbung und abends werden Animationen zum Turnier sogar auf Wolkenkratzer projiziert. Das ist sehr eindrucksvoll. Und die wahrscheinlich etwa 20 Busse, die die Teilnehmer zum Spielort bringen und wieder abholen, sind auch so beschriftet, dass jeder weiß, dass im Bus jede Menge Elo-Punkte unterwegs sind. Und damit die An- und Abreise nicht zu lange dauert, begleitet eine Polizeieskorte die Busse und stoppt den Verkehr, damit die Busse Vorfahrt haben.
DSB: Marta spielt sehr erfolgreich (ungeschlagen vor der siebten Runde mit 3 Punkten aus 4 Partien). Zusätzlich ist aber eine solche Reise ein "Kraftakt". Wie wichtig ist die Vorbereitung vor und während des Turniers, damit am Ende der Erfolg die Mühen vergessen macht ?
C.M.: Die Vorbereitung ist superwichtig. Während des Turniers steht die richtige Eröffnungswahl im Vordergrund - bisher hatte Marta da ein gutes Händchen. Auch ist es wichtig, nicht "kalt" in so ein Turnier zu starten. Sich bei den German Masters warmzuspielen, war für Marta wichtig. Und vor dem Turnier hat sie mit ihrem Trainer Karsten Müller und Bundestrainer Dorian Rogozenco noch Sonderschichten eingelegt.
Fragen DSB: Frank Neumann
Der Zutritt in den Turniersaal ist neben den Spielern nur ganz wenigen auserwählten Personen gestattet, deswegen hier zwei Fotos von außerhalb, die die strenge Scan-Kontrolle dokumentieren.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21321