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Schweden gewinnt vor Deutschland das Sechs-Länder-Turnier des DBSB

17. Mai 2022

Die Goldmedaillengewinner Schweden: William Johansson, Tage Johansson, FM Jorgen Magnusson, Patrik Gransmark und Dobrivoje Vukovic.

Das 25ste Sechs-Länder-Turnier des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes (DBSB) fand vom Freitag, den 29. April bis Sonntag, den 1. Mai im Hotel Sonneck in Knüllwald-Rengshausen statt. Das Turnier kann nun schon auf eine Historie von 51 Jahren zurückblicken. Zum ersten Mal ausgetragen wurde es 1971 in Oostende, Belgien.

Anton Lindenmair, ein Mitglied des DBSB, berichtete vor Beginn des Turniers:

Ursprünglich - und für lange Zeit - spielten im Zweijahresturnus die Länder Belgien, Deutschland, England, Frankreich, die Niederlande und die Schweiz reihum bei den teilnehmenden Nationen. Nachdem das Turnier zweimal pandemiebedingt abgesagt worden war, geht es nun endlich wieder los. Von den ursprünglichen Nationen haben Belgien, England und die Schweiz abgesagt, so dass sich eine ganz neue - aber sehr interessante - Konstellation ergibt. Neben Schweden, das bereits früher einmal eingesprungen war, nehmen zum ersten Mal Italien und Slowenien teil. Ein klarer Favorit ist diesmal nicht auszumachen und so steht einem spannenden Verlauf nichts im Wege.

Zu den Favoriten zählten drei Mannschaften mit dem besten Elodurchnitt: Deutschland, Schweden und Slowenien. Das erste schwedische Brett FM Jorgen Magnusson wurde mit seinem 2277 Elo auf dem 1. Platz der Elo-Rangliste aller Teilnehmer des Turniers geführt. Für das deutsche Team, das wieder von Bundestrainer Wilfried Bode betreut wurde, waren folgende Spieler am Start:

  1. CM Frank Schellmann
  2. Olaf Dobierzin
  3. Gert Schulz
  4. Gerhard Dyballa
  5. Axel Eichstädt

Der erste Tag brachte die Vorentscheidung. Vormittags gewann Deutschland gegen Slowenien mit 2½:1½. Nachdem in ausgeglichenen Stellungen sich CM Frank Schellmann, Olaf Dobierzin und Gert Schulz mit einem Unentschieden zufrieden gaben, gewann am 4. Brett Gerhard Dyballa gegen den starken Slowenen Marjan Stimec. Dyballa gewann im Endspiel 3 Bauern. Nach Verlust seines Springers gab Stemec die Partie auf. Schweden deklassierte Frankreich mit 3½:½ und Italien gewann klar gegen die Niederlande mit 3:1.

Am Nachmittag verlor Deutschland gegen Schweden mit 1½:2½. Der Kampf fing gut für Deutschland an. Gerhard Dyballa bot mit Schwarz in einer unklaren Stellung Remis an, das Patrik Gransmark annahm. Olaf Dobierzin gewann eine schöne Partie am 2. Brett gegen Willam Johansson und es stand 1½:½ für das Team des DBSB. Leider gingen die restlichen zwei Partien für Deutschland verloren. Damit eroberte Schweden den 1. Rang. Slowenien gewann knapp mit 2½:1½ gegen Italien und die Niederlande setzten sich mit gleichem Ergebnis gegen Frankreich durch.

Br. Slowenien Elo 1,5:2,5 Deutschland Elo
1 Franc Mlacnik 2001 ½:½ CM Frank Schellmann 2055
2 Vlado Turicnik 1982 ½:½ Olaf Dobierzin 2004
3 Emil Muri 1757 ½:½ Gert Schulz 1947
4 Marjan Stimec 1747 0:1 Gerhard Dyballa 1920
Br. Deutschland Elo 1,5:2,5 Schweden Elo
1 CM Frank Schellmann 2055 0:1 FM Jorgen Magnusson 2277
2 Olaf Dobierzin 2004 1:0 William Johansson 1984
3 Gert Schulz 1947 0:1 Tage Johansson 1877
4 Gerhard Dyballa 1920 ½:½ Patrik Gransmark 1659

In der unspektakulären 3. Runde setzen sich die Favoriten gegen die spielschwächeren Mannschaften durch. Schweden deklassierte Italien mit 3½:½. Jorgen Magnusson gewann seine dritte Partie hintereinander. Slowenien gegen die Niederlande und Deutschland gegen Frankreich gewannen deutlich mit 3:1. Beide Weißpartien wurden für den DBSB gewonnen. Olaf Dobierzin am zweiten und der Neuling Axel Eichstädt am vierten Brett bezwangen ihre Gegner.

Br. Frankreich Elo 1,0:3,0 Deutschland Elo
1 Yann Thevenet 1981 ½:½ CM Frank Schellmann 2055
2 Olivier Deville 1764 0:1 Olaf Dobierzin 2004
3 Eric Meyer 1633 ½:½ Gerhard Dyballa 1920
4 Theo Ambrosino 1520 0:1 Axel Eichstädt 1753

Am Nachmittag wurde von Teilnehmern und deren Betreuern das Grimmwelt-Museum in Kassel besichtigt. Die Exkursion gefiel allen.

Am Sonntag wurden die letzten zwei Runden ausgetragen. Der haushohe Favorit Schweden spielte etwas überraschend nur 2:2 gegen Slowenien. Deutschland lag durch den 2½:1½-Sieg gegen die Niederlande mit 6 Punkten nur noch einen Punkt hinter Schweden. Gert Schulz opferte am Ende seiner Partie einen Läufer für zwei Bauern, um einen Freibauern zur Dame umzuwandeln. Bevor es geschah gab sein niederländischer Gegner Jan Boer, der immer während seiner Partien von seinem treuen und lieben Blindenhund begleitet wurde, die Partie auf. Italien gegen Frankreich spielten ein Unentschieden - 2:2.

Am Sonntagnachmittag gewann Schweden 4:0 gegen die Niederlande und sicherte sich dadurch verdient den 1. Platz. Deutschland tat sich gegen Italien schwer. Erst durch den Sieg von Axel Eichstädt, der seine dritte Partie hintereinander gewann, kam das DBSB-Team zum 1½:1½. Gert Schulz spielte noch seine Partie. Da aber Frankreich Slowenien mit 2:2 einen Matchpunkt abknüpfte, konnte sich Schulz mit seinem Gegner auf ein Remis einigen.

Br. Niederlande Elo 1,5:2,5 Deutschland Elo
1 Sergio Harnandan 1888 1:0 CM Frank Schellmann 2055
2 Lucas de Jong 1633 ½:½ Olaf Dobierzin 2004
3 Jan Boer 1666 0:1 Gert Schulz 1947
4 Alaettin Gundogmus 1588 0:1 Axel Eichstädt 1753
Br. Deutschland Elo 2:2 Italien Elo
1 CM Frank Schellmann 2055 0:1 Marco Casadei 1968
2 Olaf Dobierzin 2004 ½:½ Bersan Vrioni 1942
3 Gert Schulz 1947 ½:½ Giancarlo Badano 1855
4 Axel Eichstädt 1753 1:0 Erica Pezzolato 1439

Das deutsche Team

Die Silbermedaillengewinner Deutschland: Axel Eichstädt, Gerhard Dyballa, Wilfried Bode (Bundestrainer des DBSB), Gert Schulz, Frank Schellmann und Olaf Dobierzin.

Von der deutschen Mannschaft ist vor allem Axel Eichstädt mit seinen sagenhaften 3 Siegen aus 3 Partien hervorzuheben, der eine fast großmeisterliche Elo-Leistung von 2316 erkämpfte! Ohne Niederlage spielten Olaf Dobierzin mit 3½ aus 5 und Gerhard Dyballa mit 2 aus 3.

Der Bundestrainer des DBSB, Wilfried Bode bereitete einzeln die Spieler auf die Partien vor und analysierte diese mit ihnen. Auch die Begleiterinnen sind zu erwähnen: Luise Schellmann, Gabriele Pohlers und Elisabeth Dyballa. Sie betreuten nicht nur die deutschen, sondern auch alle anderen Teilnehmer.

Endstand

Pl. Mannschaft Land MP BP 1 2 3 4 5 6
1. Schweden 9 15,5 x 2 4
2. Deutschland 7 11,5 x 2 3
3. Slowenien 6 11,0 2 x 2 3
4. Italien 4 9,0 ½ 2 x 2 3
5. Frankreich 2 7,0 ½ 1 2 2 x
6. Niederlande 2 6,0 0 1 1 x

Das Turnier ist friedlich und störungsfrei verlaufen. Der erfahrene Hauptschiedsrichter Heinz-Werner Szudra aus Hamburg blieb immer ruhig und kompetent. Er war hilfsbereit und ging auf alle Wünsche der blinden und sehbehinderten Teilnehmer ein. Die Spielbedingungen waren im Hotel Sonneck hervorragend und auch der Service war gewohnt zuvorkommend und freundlich. Alle fühlten sich dort immer sehr wohl!

Am Abend fand die Siegerehrung statt. Die Ehrungen führten der Organisator des Turniers, der 1. Vorsitzende des DBSB, Thorsten Mueller und Heinz–Werner Szudra durch. Ein Alleinunterhalter begleitete diese stimmungsvolle Siegerehrung.

Marjan Stimec aus Slowenien, der nach der Niederlage gegen Dyballa, noch dreimal gesiegt hatte, bekam eine Auszeichnung für den größten Elozuwachs (40 Punkte) aller teilnehmenden Spieler. Jorgen Magnusson erkämpfte für Schweden am 1. Brett phantastische 5 Punkte aus 5 Partien. Damit erzielte er eine Elo-Leistung, die normalerweise nur die besten Weltklasse–Spieler erspielen: 2728.

Dann wurden alle teilnehmenden Mannschaften ausgezeichnet. Zuerst wurden die Besten der Mannschaften, die die Plätze 6, 5 und 4 belegten, geehrt. Für die Niederlande erspielte am 1. Brett Sergio Hernandan gute 2 Punkte aus 4 Partien. Der beste Franzose war Theo Ambrosino mit 2½ aus 5. Und aus der italienischen Mannschaft ragte Barsan Vrioni mit ebenfalls 2½ aus 5 Partien heraus.

Zuletzt wurden die drei besten Mannschaften geehrt. Slowenien für den dritten Platz, Deutschland für den zweiten Rang und Schweden für den souveränen Sieg. Jeder Spieler dieser Mannschaften bekam eine Medaille.

Alle Teilnehmer bedankten sich bei Thorsten Mueller für die hervorragende Vorbereitung und Durchführung des Turniers. Das nächste Sechs-Länder-Turnier findet 2024 in Schweden statt.

Gerhard Dyballa
Pressewart des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbundes (DBSB)

(Redaktionell leicht bearbeitet)

// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 10937

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