19. September 2020
Die Europäische Schach-Union (ECU) hat aufgrund der Corona-Pandemie die Jugend-Europameisterschaften in das Internet verlagert. Da Großveranstaltungen mit vielen Hundert Teilnehmern auf engstem Raum in wohl fast allen Ländern der Welt verboten sind, wurden die EM-Kandidaten über ganz Europa verteilt und spielen online gegeneinander. Jedes Land konnte bis zu drei Spielorte nennen. In Deutschland war neben Apolda noch Hamburg im Gespräch, doch war es schwierig in der Hansestadt Räumlichkeiten zu bekommen. Auch in Apolda mußte kurzfristig der Spielsaal vom Hotel am Schloss, wo die meisten Teilnehmer mit ihren Familien untergebracht sind, in das zehn Gehminuten entfernte Landratsamt verlegt werden. Da kurz zuvor das Kupferkabelnetz im Haus durch Glasfaser ersetzt wurde, stand einer ungetrübten Onlineturnieratmosphäre mit vielen Videoübertragungen nichts im Weg.
Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler, der in Apolda zuhause ist, hatte bereits am Donnerstag mit seinem Team für hervorragende Spielbedingungen im Landratsamt gesorgt. In einem Saal in der 4. Etage standen am Freitagmorgen die fertig verkabelten Tische bereit und die 18 Mädchen und Jungen konnten sich ab etwa 11 Uhr an ihren Laptops und mit ihren Trainern technisch auf die rund drei Stunden später startende Meisterschaft vorbereiten.
Ab etwa 14 Uhr wurde es spannend. Vökler erklärte die Verhaltensregeln während der laufenden Partie. So ist es den Spielern nicht erlaubt, während der laufenden Partie den Sitzplatz zu verlassen. Toilettengänge oder Getränkeholen mußte vor oder nach der Partie erledigt werden. Und nach Partieende ist der Raum auch sofort zu verlassen. Ähnlich strenge Regeln gelten für Dritte. Nach Rundenbeginn darf nur noch der lokale Schiedsrichter Bernd Mißbach anwesend sein. Presse und Medien haben spätestens drei Minuten später den Raum zu verlassen. Eltern und Trainer sind überhaupt nicht erlaubt nach Partiebeginn.
Mißbach ist für die äußeren Gegebenheiten, wie die Bildübertragung über die zwei Webcams, verantwortlich und darf selbst in die Partien nicht eingreifen. Dafür sind die sogenannten Sektorschiedsrichter zuständig, die über einen "Call Arbiter"-Button online in der Spielsoftware zur Partie hinzugerufen werden können. Den Jungen aus ganz Europa in der U18 ist der Internationale Schiedsrichter Klaus Deventer zugeteilt worden.
Zur Eröffnung richtete die Landrätin des Weimarer Lands, Christiane Schmidt-Rose, noch einige Worte an die Spieler. Von der Stadtverwaltung Apolda sprach Volker Heerdegen. Beide wünschten den deutschen Mädchen und Jungen viel Erfolg im Wettkampf mit den Besten Europas. Danach konnte es losgehen.
Mit den Online-Europameisterschaften, dem neuen Spielportal Tornelo und dem strengen Regelwerk mit mehrfacher Kontrolle via Zoom-Software, internen und externen Schiedsrichtern und Kameras betritt die ECU Neuland. Doch auch für Spieler, Betreuer und Trainer ist ein Schachturnier unter diesen Bedingungen eine große Herausforderung. Jedem der achtzehn Spieler und Spielerinnen konnte geholfen werden. Doch gegen einen Ausfall des lokalen Netzwerks (LAN) Minuten vor dem Start um 15 Uhr war niemand gefeit! Vökler improvisierte und buchstabierte für die Teilnehmer laut den Netzwerkschlüssel für das kabellose Netzwerk (WLAN). Zum Glück war kurz danach das kabelgebundene Netzwerk wieder da und die Partien konnten starten. Die ließen aber auf sich warten. Erst rund eine halbe Stunde später ging es endlich los.
Mit 16 Punkten war die erste Runde recht erfolgreich für Deutschland. Nur Katerina Bräutigam war richtig traurig. Ihre Zoom-Software stürzte ständig ab und sie verlor dadurch die Partie. Für die zweite Runde wurde noch rechtzeitig ein Ersatzlaptop gefunden.
Die zweite Runde wurde aufgrund des verspäteten Turnierbeginns um eine Viertelstunde auf 17.15 Uhr verschoben. Richtig ernst wurde es aber erst eine halbe Stunde später, als die letzten Paarungen dieser Runde feststanden und die Partien losgehen konnten. Darunter gab es auch gleich zwei innerdeutsche Begegnungen. Luisa Bashylina gewann gegen die unweit von ihr sitzende Yaroslava Serada. Und Saskia Pohle besiegte Jana Bardorz - auch beide in Apolda nur wenige Meter auseinander.
Altersklasse | Spieler/in | DWZ | 1 | 2 | 3 | Pkt. |
---|---|---|---|---|---|---|
16 | 16 | 16 | ||||
U18 | FM Jonas Roseneck | 2396 | 1 | 1 | 1 | 3,0/3 |
U18 | IM Jakob Leon Pajeken | 2324 | 0 | 1 | 1 | 2,0/3 |
U18 | FM Alexander Krastev | 2317 | ½ | 0 | 0 | 0,5/3 |
U18 | FM Lara Schulze | 2284 | 1 | 1 | 1 | 3,0/3 |
U18 | FM Jana Schneider | 2252 | ½ | 1 | 0 | 1,5/3 |
U18 | Melanie Müdder | 2003 | 1 | 0 | 1 | 2,0/3 |
U16 | FM Richard Bethke | 2298 | 0 | 1 | 1 | 2,0/3 |
U16 | FM Frederik Svane | 2414 | 1 | 1 | 1 | 3,0/3 |
U16 | FM Ruben Gideon Köllner | 2312 | 1 | 1 | 0 | 2,0/3 |
U16 | WFM Antonia Ziegenfuß | 2087 | 0 | 1 | 1 | 2,0/3 |
U16 | Jana Bardorz | 1986 | 1 | 0 | 0 | 1,0/3 |
U16 | Saskia Pohle | 1749 | 1 | 1 | 0 | 2,0/3 |
U14 | Dominik Laux | 2043 | 1 | ½ | 0 | 1,5/3 |
U14 | Jonas Eilenberg | 2207 | 0 | 1 | 1 | 2,0/3 |
U14 | Diyor Bakiev | 2089 | 0 | 1 | 0 | 1,0/3 |
U14 | WCM Luisa Bashylina | 1964 | 1 | 1 | 1 | 3,0/3 |
U14 | Lepu Coco Zhou | 1868 | 1 | 0 | 1 | 2,0/3 |
U14 | Yaroslava Sereda | 1853 | 1 | 0 | 1 | 2,0/3 |
U12 | Marius Deuer | 2169 | 0 | 0 | 1 | 1,0/3 |
U12 | Leonardo Costa | 2146 | 1 | 0 | 1 | 2,0/3 |
U12 | Johannes von Mettenheim | 1967 | 1 | ½ | 1 | 2,5/3 |
U12 | Alissa Wartenberg | 1564 | 1 | 1 | 0 | 2,0/3 |
U12 | Katerina Bräutigam | 1765 | 0 | 1 | 1 | 2,0/3 |
U12 | Michelle Trunz | 1748 | 1 | 1 | 1 | 3,0/3 |
= spielt von zuhause
Tornelo - Spielserver der ECU | Turniere bei ChessResults
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Live-Übertragungen: U18 | U16 | U14 | U12 | U18w | U16w | U14w | U12w
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