7. Juni 2019
Ullrich Krause wird den Deutschen Schachbund (DSB) für weitere zwei Jahre als Präsident leiten. Am Wochenende wählten ihn die Delegierten auf dem Bundeskongress, welcher im Rahmen des neugeschaffenen Meisterschaftsgipfels in Magdeburg stattfand, erneut in das höchste Amt des DSB. Er konnte dabei 131 Stimmen auf sich vereinen, auf seinen Gegenkandidaten Dr. Uwe Pfenning entfielen 64 Stimmen. Für seine nächste Amtsperiode nennt Krause die Themen Compliance, Transparenz und Professionalisierung als wichtigste Baustellen der bereits laufenden Reform des Verbandes: „Für uns gelten die Grundsätze einer transparenten und offenen Verbandsführung. Wir wollen die Strukturen, Abläufe und Kompetenzverteilungen innerhalb des DSB auf den Prüfstand stellen, um in einem ehrenamtlich geführten Verband professionelles Handeln zu gewährleisten.“ Aber auch die weitere Entwicklung des Schulschachs liegt Krause am Herzen. So setzt sich der DSB dafür ein, Schach als Schulfach an so vielen Schulen wie möglich einzuführen, und unterstützt entsprechende Initiativen wie das Bremer Pilotprojekt „Schach macht schlau“: Hier erlernen 1500 Schüler in über 70 Klassen den ersten vier Jahrgangsstufen gemeinsam mit den Lehrern in mindestens einer Schachstunde pro Woche das Schachspiel. „Meine eigene Aufgabe sehe ich vor allem darin, darauf zu achten, dass sich der Deutsche Schachbund in die richtige Richtung bewegt. Dazu werde ich weiterhin versuchen, die einander oft widersprechenden Interessen der handelnden Personen zusammenzuführen, damit die gemeinsamen Projekte erfolgreich umgesetzt werden können“, so Krause in seiner Vorstellungsrede.
Auch beim weiteren Präsidium gab es einige Neubesetzungen. Neuer Vizepräsident Finanzen ist Dr. Hans-Jürgen Weyer, der damit David Blank ablöst. Blank trat nicht mehr zur Wahl an, ebenso wie Walter Rädler, dessen Amt als Vizepräsident Verbandsentwicklung nun Boris Bruhn übernimmt, der Rädler schon als Vorsitzendem der Schulschachstiftung nachfolgte. Wieder zum Vizepräsidenten Sport und zum Stellvertreter des Präsidenten gewählt wurde Klaus Deventer. DSJ-Vorsitzender Malte Ibs konnte sich schon im März bei der Jugendversammlung in Potsdam über seine Wiederwahl freuen. DSB-Geschäftsführer Dr. Marcus Fenner gehört dem Präsidium beratend an.
Bei den Referenten konnte mit Gregor Johann ein Nachfolger für Bundesturnierdirektor Ralph Alt gefunden werden, der nach 14 erfolgreichen Jahren schweren Herzens nicht mehr kandidierte. Der 50-jährige Produktmanager Johann ist Internationaler Schiedsrichter sowie Internationaler Organisator der FIDE und regelmäßig bei den Schach-Bundesligen und diversen deutschen Meisterschaften im Einsatz. Auch im DSAM-Team ist er seit dieser Saison zu finden. Neuer Seniorenreferent ist Wolfgang Block. Referent für Öffentlichkeitsarbeit Thomas Cieslik wurde vom Bundeskongress bestätigt, nachdem er das Amt in den letzten Monaten kommissarisch ausübte. Der bisherige Beauftragte für Inklusion Gert Schulz wurde per Satzungsänderung und anschließender Wahl in den Status eines Referenten erhoben.
Alle Wahlergebnisse findet man hier zusammengefasst.
Insgesamt vier neue Ehrenmitglieder wurden vom Bundeskongress einstimmig und ohne Enthaltungen gewählt: Ralph Alt, Dr. Robert Hübner, Dr. Helmut Pfleger und Vlastimil Hort. Außerdem wurden durch den Kongress Matthias Berndt und Gernot Gauglitz für ihre Verdienste für das Deutsche Schach die Goldene Ehrennadel verliehen. Überreicht wurden sie beim Gala-Abend des Meisterschaftsgipfels.
Ralph Alt (71) wurde auf dem Bundeskongress 2005 in Pfullingen zum Bundesturnierdirektor gewählt. Zuvor war er schon viele Jahre als Spielleiter auf Bezirks- und Landesebene tätig und seit 1985 als Bundesliga-Schiedsrichter im Einsatz. Acht Jahre stand er zudem dem Bundesturniergericht vor.
Bis 2012 war er beruflich als Richter am Amtsgericht München tätig. Internationale Beachtung fand dabei der 2009 bis 2011 von ihm geleitete Prozess gegen den NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuk.
Für seine Verdienste wurde Alt 2004 mit der Silbernen und 2013 mit der Goldenen Ehrennandel des Deutschen Schachbundes ausgezeichnet. Am 1. Juni 2019 beim Bundeskongress in Magdeburg nahm er Abschied vom Amt des Bundesturnierdirektors.
Robert Hübner (70) hat 1976 in Köln als Papyrologe promoviert. Diese Spezialdisziplin der Alterstumwissenschaft beschäftigt sich mit den altgriechischen und lateinischen Texten aus Ägypten um 300 vor Christus bis zum 7. Jahrhundert. Trotz seines anspruchsvollen Berufes hat er es im Schach ebenso zu höchsten Ehren gebracht und gehörte in den 1970/80er Jahren zur absoluten Weltspitze. Hübner gilt nach Emanuel Lasker gemeinsam mit Siegbert Tarrasch als einer der besten deutschen Schachspieler aller Zeiten.
Hübner erhielt 1971 und 1981 mit dem Silbernen Lorbeerblatt die höchste in Deutschland verliehene sportliche Auszeichnung. 1978 wurde ihm zudem die Goldene Ehrennadel des Deutschen Schachbundes überreicht.
Helmut Pfleger (75) studierte Medizin und promovierte 1971 darin in München. Danach war er als Internist und Psychotherapeut tätig. Im Schach brachte er es bis zum Großmeister und auf insgesamt 179 Länderspiele für Deutschland. Besondere Verdienste erwarb er sich durch die Publizierung von Schach im Fernsehen. Im Westdeutschen Rundfunk moderierte er Schachsendungen seit 1977 und hatte dabei mit Vlastimil Hort einen kongenialen Großmeisterkollegen als Gesprächspartner. Fünf Jahre später wurde er für seine Verdienste um die öffentliche Wahrnehmung des Schachsports mit dem Medienpreis des Deutschen Schachbundes ausgezeichnet. 1976 erhielt er außerdem die Goldene Ehrennadel.
Vlastimil Hort (75) wuchs in der ČSSR auf und absolvierte ein Studium mit dem Schwerpunkt Außenhandel. 1979 verließ er seine Heimat und siedelte in die Bundesrepublik Deutschland über. Er gehörte damals schon zu den besten Schachspielern der Welt. Sein erstes von 64 Länderspielen für die Bundesrepublik absolvierte er 1988. Bekannt wurde Hort auch durch seine Co-Moderationen mit Helmut Pfleger bei den Schachsendungen im Westdeutschen Rundfunk. Auch in der Turnierorganisation hat er seine Spuren hinterlassen. Nach ihm ist ein System zur Preisgeldverteilung bei Turnieren benannt.
Hort wurde 1990 mit der Silbernen und 1994 mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Schachbundes ausgezeichnet.
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 23446