3. Oktober 2016
Folgendes Szenario bot sich nach sieben gespielten Runden in der U18-Gruppe: Dmitrij Kollars liegt mit einem halben Punkt Rückstand in Lauerstellung und spielt gegen Manuel Petrosjan.
Es folgte 24. hxg3 und Weiß hat nichts. Einzig mit 24. Dxg3 und der Blickrichtung nach c7 könnte Dmitrij noch etwas versuchen, aber remis.
Zur Runde 9 liegt er einen ganzen Zähler hinter dem Führenden Maxim Wawulin, bekommt diesen jedoch mit Weiß zugelost. Ein Sieg muss her!
Die Arbeit ist (fast) getan. Nach 25. Ta7 scheitert z.B. Sxd2 an 26. Td7+ gefolgt von Txf7 +-
Bei 25. Tb6 übersieht der junge Hamburger 25. ... Sxd2 26. Dxd2 (26. Txb5+?? Kc6 ) Thc8 und die koordinierten schwarzen Figuren halten locker remis.
In Runde 10 galt es die Bronzemedaille abzusichern. Sie ahnen bzw. wissen was kommt:
34. ... Txf5 ist extrem feige. Die erzwungene Zugfolge 35. Dxf5 Dxh4+ 36. Kg1 usw. bietet ein Damenendspiel mit minimalen Gewinnchancen.
Das „männliche“ 34. ... Tg4 hätte Weiß mit sehr wenig Zeit auf der Uhr vor unlösbare Probleme gestellt.
A) 35. Th5 Tg6!! [nach 35…De3 kann 36. Dc2 noch gegenhalten] und ohne Dame ist Weiß hilflos.
B) 35. g3 Td1 36. Tg2 (einziger) Tf!! gewinnt
So kam es, wie es kommen musste; in der letzten Runde gab es trotz eines schwer erkämpften Sieges leider nur Blech, sprich Platz 4 für Dmitrij Kollars.
Positiv bleiben als Fazit, der Sprung über 2500 und die Gewissheit, dass mit Kaltschnäuzigkeit und etwas mehr Power die Medaille in Reichweite ist.
Nr. | Gruppe | Titel | Name | Elo | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | Pkt. | Pl. | Lstg. | Elo+/- |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
3 | U18 | IM | Kollars,Dmitrij | 2491 | 1 | 1 | ½ | 0 | 1 | 1 | 1 | ½ | ½ | ½ | 1 | 8,0 | 4 | 2534 | 9,90 |
7 | U18w | WIM | Heinemann,Josefine | 2242 | 1 | 1 | 1 | 0 | 1 | 0 | 1 | ½ | 0 | ½ | ½ | 6,5 | 10 | 2193 | -10,40 |
5 | U16w | WFM | Sieber,Fiona | 2268 | ½ | 1 | 0 | 1 | 1 | ½ | 0 | 1 | ½ | ½ | ½ | 6,5 | 17 | 2009 | -107,60 |
21 | U16 | Urban,Konstantin | 2361 | 1 | 1 | 1 | 0 | 0 | 0 | 1 | ½ | 1 | ½ | ½ | 6,5 | 24 | 2372 | 7,00 | |
29 | U18 | Gretz,Denis | 2339 | ½ | ½ | 0 | 0 | 1 | ½ | ½ | ½ | ½ | 1 | 1 | 6,0 | 28 | 2146 | -43,20 | |
11 | U18 | IM | Vogel,Roven | 2415 | 1 | ½ | ½ | ½ | 1 | 0 | 0 | 1 | 1 | 0 | 0 | 5,5 | 32 | 2297 | -16,70 |
10 | U14w | WFM | Schulze,Lara | 2034 | ½ | ½ | 1 | ½ | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | 5,5 | 37 | 1725 | -130,00 |
24 | U14 | Roseneck,Jonas | 2178 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 0 | ½ | 0 | 1 | 0 | 5,5 | 42 | 2010 | -90,40 | |
45 | U16 | FM | Riess,Alexander | 2227 | 0 | ½ | 1 | 0 | ½ | 1 | ½ | 0 | 0 | 1 | 1 | 5,5 | 49 | 2151 | -39,60 |
Bernd Vökler
Bundesnachwuchstrainer
// Archiv: DSB-Nachrichten - DSB // ID 21369
Kommentare
Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Auf mich wirkt es jedoch erschütternd, dass im Anschluss an die Rüge eines „extrem feigen Zuges“ der stattdessen vorgeschlagene mutige Zug als „männlich“ bezeichnet wird.
Feige = Weiblich?
Mutig = Männlich?
Sind das die Signale, die unser Bundesnachwuchstrainer an junge Mädchen und Frauen sendet?
Da kann ich nur zustimmen! Die ganze Arbeit die zur Zeit in Mädchen- und Frauenschachförderung gesteckt wird, ist "für die Katz", wenn diese Stereotype weiter genährt werden. Da helfen auch die Anführungszeichen wenig.
Es ist wirklich schade, dass die Öffentlichkeitsarbeit des DSB immer noch so unsensibel mit dem Thema umgeht, allein ich habe bereits mehrere Emails diesbezüglich versandt bevor es diese Kommentarfunktion gab und habe zwar stets eine verständnisvolle Antwort erhalten, aber leider wenig Veränderung in darauffolgenden Artikeln feststellen können.
Das Argument, dass man den (zumindest in einigen Fällen ehrenamtlichen) Schreibern nicht reinreden wolle, finde ich bei solch einem Thema wenig überzeugend, da die Auswirkungen einfach zu groß sind, wenn solche Steretype auf der Homepage eines Bundesverbands "gepflegt werden".
Ich hoffe außerdem sehr, dass der Bundesnachwuchstrainer in der direkten Interaktion mit Nachwuchsspielerinnen anders agiert, denn wenn diese Stereotype immer wieder aktiviert werden, kann dies auch zu einer Internalisierung des Stereotyps und damit zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung führen.
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