Weltcup-Quali Runde 3: Tag der Entscheidungen in Magdeburg

Heute entscheidet sich, wer sich bei der European Hybrid Qualification für den FIDE World Cup qualifizieren wird. In der gestern gespielten Hinrunde gab es einen Sieg, eine Niederlage und drei Remis für unsere Männer. Im Angesicht von vier Schwarzpartien und einiger wackliger Stellungen eine gute Ausbeute.

Arik Braun mit Schwarzsieg

Die besten Aussichten für die Qualifikation zum FIDE World Cup hat aufgrund seines gestrigen Siegs mit den schwarzen Steinen der ehemalige Jugendweltmeister Arik Braun. Gegen den leicht favorisierten russischen Großmeister Aleksandr Rakhmanov (2651) gab es einige bange Momente in der Eröffnung zu überstehen. Rakhmanov hatte einen giftigen Läuferrückzug vorbereitet, in dessen Folge Arik am Damenflügel in Schwierigkeiten steckte. Mit einigen taktischen Kniffen jedoch sorgte er zuerst dafür, dass kein Material verloren ging und dann schlussendlich für die befreienden Bauernzüge, nach denen sich das Spiel ausgeglichen gestaltete. Wer dann jedoch dachte, dass die Partie wohl schnell versanden würde, lag komplett falsch: Als Arik damit begann, in bester Springerflüsterer-Manier mit seinem Springer tanzen, brach die weiße Stellung alsbald zusammen.

Arik hat nun alle Trümpfe in der Hand. Heute reicht mit Weiß ein Remis, um seine Gruppe zu gewinnen und damit das World-Cup-Ticket zu lösen. Drücken wir ihm die Daumen! Bisher läuft es ja fantastisch für ihn. Mit derzeit 4,5/5 steht Arik bei einer Turnierleistung von 2920 Elo – solch eine tolle Leistung würde selbst den norwegischen Weltmeister Magnus Carlsen vor Neid erblassen lassen (dessen Elo bei 2847 liegt).

Kollars, Svane und Donchenko schaffen Remis mit Schwarz

Einige bange Momente hatten Dmitrij Kollars, Rasmus Svane und Alexander Donchenko in ihren Schwarzpartien zu überstehen. Während bei Dmitrij gegen den favorisierten Russen Sanan Sjugirov (2669) ausgangs der Eröffnung ein Bauer abhanden kam, standen Rasmus und Alexander lange Zeit positionell unter Druck. Schlussendlich gelang es aber allen dreien, den Remis-Hafen mehr oder minder sicher zu erreichen. Insbesondere Dmitrijs Leistung ist hier hervorzuheben: Wie er die Stellung verkomplizierte und ins Remis entkam, indem er seinen Gegner ständig beschäftigte und vor Probleme stellte, das ist schon aller Ehren wert!

Bittere Niederlage für Matthias Blübaum

Einen Wermutstropfen aus deutscher Sicht gab es dann allerdings doch: Matthias Blübaum, als Favorit in sein Duell gegen Ivan Ivanisevic (2606) gestartet, musste mit Weiß eine bittere Niederlage quittieren. Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler, der den ehemaligen „Prinzen“ bestens kennt, fasste das Ergebnis der Bauernjagd der deutschen Nummer eins prägnant zusammen: „Er hätte mit dem Springer nicht auf Bauernjagd gehen sollen. Denn der Springer kam einfach nie mehr wieder zurück ins Spiel.“ Als dann Schwarz auch noch seinen geopferten Bauern zurückeroberte, brachen alle Dämme und das entstehende Endspiel war für Matthias leider nicht mehr zu halten. Heute wird er also einen Sieg brauchen, wenn er noch den Tiebreak erreichen möchte.

Noël Studer steht Härtetest bevor

Claudia Münstermann

Unser schweizer Gast Noël Studer durfte sich mit Weiß über ein Remis gegen den Weltklassemann Vladislav Artemiev (2709) freuen. Heute allerdings wird dann wohl der wahre Härtetest für ihn anstehen, denn mit Schwarz gegen einen Spieler dieser Preisklasse wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein steiniger Weg zum halben Punkt. Wobei – schon gegen Ilia Smirin in der zweiten Runde konnte er mit Schwarz die klassische Partie gewinnen! Wer weiß also, was vielleicht noch alles möglich ist? Lassen wir uns überraschen.

Die Übertragung auf SchachdeutschlandTV beginnt heute um 13 Uhr. Großmeister Klaus Bischoff wird wie gewohnt durch die Partien führen und neben vielen schachlichen Bonmots auch wie immer mit einigen spannenden Begebenheiten aus der Schachgeschichte aufwarten. Wir wünschen unseren Spielern an dieser Stelle viel Erfolg und allen Zuschauer:innen des Streams viel Spaß.

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