8. August 2023
Der World Cup 2023 ist für das deutsche Schach bisher ein World Cup der Rekorde. Die Teilnehmerzahl von neun qualifizierten deutschen Startern hat den bisherigen Rekord von vier Deutschen aus 2017 und 2021 mehr als verdoppelt. Und auch qualitativ ist die Zwischenbilanz sehr positiv. Zur vierten Runde sind mit Elisabeth Pähtz, Vincent Keymer und Rasmus Svane noch drei Nationalspielerinnen und Nationalspieler im Turnier. In den neun vorherigen Ausgaben des World Cup zuvor gelang es noch keinem deutschen Starter, die vierte Runde zu erreichen. In der zweiten Ausgabe des Frauen World Cup ist Elisabeth zum zweiten Mal in der vierten Runde und wird versuchen, es dieses Jahr noch weiter als 2021 zu schaffen.
In der ersten Runde hatten die vier am höchsten gesetzten Deutschen ein Freilos, Elisabeth Pähtz, Vincent Keymer, Matthias Blübaum und Alexander Donchenko waren direkt in Runde zwei.
Die übrigen fünf Starter Rasmus Svane, Frederik Svane, Dmitrij Kollars, Niclas Huschenbeth und Daniel Fridman waren in der ersten Runde alle favorisiert. Dieser Rolle wurden alle gerecht, indem alle fünf sich mit 1,5 zu 0,5 in den klassischen Partien durchsetzen konnten und in Runde zwei einzogen.
Spieler | Ergebnis | Spieler |
---|---|---|
Elisabeth Pähtz | + : - | Freilos |
Vincent Keymer | + : - | Freilos |
Matthias Blübaum | + : - | Freilos |
Alexander Donchenko | + : - | Freilos |
Rasmus Svane | 1,5 : 0,5 | Prin Laohawirapap |
Fredrik Svane | 1,5 : 0,5 | Lee Jun Hyeok |
Dmitrij Kollars | 1,5 : 0,5 | Enamul Hossain |
Niclas Huschenbeth | 1,5 : 0,5 | Fy Antenaina Rakotomaharo |
Daniel Fridman | 1,5 : 0,5 | Stamatis Kourkoulos-Arditis |
In der zweiten Runde mussten sich erstmals alle neun deutschen Starterinnen und Starter beweisen und auch die Favoritenrolle lag diesmal nicht bei allen Deutschen. Mit einer souveränen Leistung konnte sich Vincent Keymer gegen den belgischen Großmeister Daniel Dardha 1,5 zu 0,5 durchsetzen. Ebenfalls in den klassischen Partien weiter kam Rasmus Svane, der in Partie Nr. 2 aus einem vermeintlich trockenen Endspiel sehenwert das Maximum herausknetete, sowie Elisabeth Pähtz, die in der ersten Partie einige Schreckmomente überstehen musste. Daniel Fridman musste gegen den starken 2700+ Großmeister Vitiugov die Segel streichen, während es in insgesamt fünf Matches in die Tiebreaks ging!
Hier war für Frederik Svane im ersten Schnellschach-Segment leider Endstation, während Matthias Blübaum hier den Einzug in Runde drei klarmachen konnte. Niclas Huschenbeth hatte David Navara mehrfach im Match am Rande der Niederlage, musste aber letztlich im zweiten Schnellschach Best-of-two die Segel streichen, ebenso wie Dmitrij Kollars.
Alexander Donchenkos Match ging nach drei ausgeglichen Tiebreak-Best-of-two in das Sudden Death, in dem die erste gewonnene Blitzpartie entscheidet. Hier konnte er die erste Blitzpartie gewinnen und entkam um Haaresbreite in Runde drei!
Spieler | Ergebnis | Spieler |
---|---|---|
Elisabeth Pähtz | 1,5 : 0,5 | Turmunkh Munkhzul |
Vincent Keymer | 1,5 : 0,5 | Daniel Dardha |
Matthias Blübaum | 2,5 : 1,5 | David Paravyan |
Alexander Donchenko | 5 : 4 | Mateusz Bartel |
Rasmus Svane | 1,5 : 0,5 | Ivan Šarić |
Fredrik Svane | 1,5 : 2,5 | Ivan Cheparinov |
Dmitrij Kollars | 2 : 4 | Ruslan Ponomariov |
Niclas Huschenbeth | 2 : 4 | David Navara |
Daniel Fridman | 0,5 : 1,5 | Nikita Vitiugov |
In der dritten Runde bekamen es die fünf verbliebenen Deutschen alle mit nominell ebenbürtigen oder stärkeren Gegnern zu tun, nur Rasmus Svane war leichter Favorit.
Mit Amin Tabatabaei und Parham Maghsoodloo bekamen es Vincent Keymer und Alexander Donchenko mit zwei für den FC Bayern München spielenden Iranern zu tun. Während Vincent in der ersten klassischen Partie einen Fehler seines Gegners im Turmendspiel in einen ganzen Punkt ummünzen konnte, entglitt Alexander erst sein Vorteil und dann leider die ganze Partie. In der zweiten Partie änderte sich an der Richtung der beiden Matches nichts mehr, so dass Vincent souverän in Runde vier einzog, während für Alexander bedauerlicherweise Schluss war.
Elisabeth Pähtz konnte sich gegen Bibisara Assaubayeva durch eine tolle Endspielperformance in einem Endspiel mit allen vier Springern auf dem Brett durchsetzen.
Rasmus Svane gewann seine erste Partie recht plötzlich durch Fehler seines Gegners in der Zeitnot und ließ in der zweiten Partie nicht den Hauch einer Chance für einen Ausgleich zu.
Matthias Blübaum war aus deutscher Sicht die tragische Figur der dritten Runde. Gegen Vidit Gujrathi entwich er in der ersten klassischen Partie ins Remis, die zweite sollte deutlich ereignisärmer ebenfalls Remis ausgehen. In der ersten Tie-Break-Partie gewann er dann, konnte sich aber anschließend nicht das nötige Remis sichern. Im zweiten Schnellschach-Tiebreak konnte er gerade so überleben, im ersten Blitz-Tiebreak gelang ihm dann der Ausgleich, nachdem die erste Partie verloren gegangen war. Nach drei ausgeglichenen Tiebreaks ging es also ins Sudden Death. Hier wurde Matthias Schwarz zu gelost und nachdem es kurz so ausgesehen hatte, als ob er wieder aus schlechter Stellung entfliehen kann, war am Ende leider doch auf dramatische Weise Endstation für den Lemgoer.
In a hair-raising final game, @viditchess just barely passes into round four!
— chess24 (@chess24com) August 7, 2023
He will play Etienne Bacrot.#FIDEWorldCup pic.twitter.com/jCbKxkm69A
Spieler | Ergebnis | Spieler |
---|---|---|
Elisabeth Pähtz | 1,5 : 0,5 | Bibisara Assaubayeva |
Vincent Keymer | 1,5 : 0,5 | Amin Tabatabaei |
Matthias Blübaum | 4 : 5 | Vidit Gujrathi |
Alexander Donchenko | 0,5 : 1,5 | Parham Maghsoodloo |
Rasmus Svane | 1,5 : 0,5 | Tin Jingyao |
In der vierten Runde sind damit erstmals in der World-Cup-Geschichte drei Deutsche vertreten, im offenen World Cup ist überhaupt das erste Mal in der Geschichte ein Deutscher in Runde vier. Die spannende Frage wird sein, wie weit es für Elisabeth Pähtz, Vincent Keymer und Rasmus Svane noch gehen kann.
Das Los der beiden deutschen Spitzenspieler Elisabeth und Vincent für Runde vier hätte auf jeden Fall nicht schwerer sein können. Es geht jeweils gegen die Topgesetzten. Vincent Keymer gegen ex-Weltmeister Magnus Carlsen, Elisabeth Pähtz gegen die frisch von ihrer Titelverteidigung kommende Frauenweltmeisterin Ju Wenjun. Die Favoritenrollen sind klar verteilt, aber in einem Zwei-Partien-Match ist alles möglich. Magnus Carlsen hat den World Cup noch nie gewonnen und vielleicht ist es an Vincent, diese Durststrecke zu verlängern. Und Ju Wenjun war in Runde drei quasi schon ausgeschieden, bevor sie sich extrem glücklich in Runde vier kämpfen konnte, während Elisabeth sich in Runde drei sehr stark präsentiert hat.
Für Rasmus Svane geht es zwar nicht gegen einen (ex-)Weltmeister, mit Wang Hao steht ihm aber ein respektabler, jedoch sicher nicht unschlagbarer Gegner bevor.
Heute genießen alle verbliebenen Spielerinnen und Spieler den ersten Ruhetag des Turnieres, morgen und übermorgen werden die klassischen Partien der vierten Runde ausgefochten, bevor am Freitag eventuell Tie-Breaks anstehen.
Spieler | Spieler | |
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Elisabeth Pähtz | vs. | Ju Wenjun |
Vincent Keymer | vs. | Magnus Carlsen |
Rasmus Svane | vs. | Wang Hao |
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