Schachklub Siegburg 1919-1969

Aus der Vereinsgeschichte

Nach dem ersten Weltkrieg trafen sich einige Siegburger Bürger regelmäßig zum Schachspiel im Bergcafé in der Mühlenstraße. Der Kreis der sich dort versammelnden Schachspieler wurde schnell größer und so gründete man im Jahre 1919 den "Siegburger Schach-Klub". Von den Gründungsmitgliedern lebt heute niemand mehr. Die ältesten Klubmitglieder sind z. Zt. Franz Faßbender, Mühlenstraße, der dem Klub im Jahre 1920 beitrat und bis zu seiner Erblindung eine starke Stütze des Vereins war, sowie Karl Scheidt, der im vergangenen Jahr für seine 40-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde.

In den ersten Jahren wurden neben den Vereinsturnieren - sie wurden damals Winterturniere genannt - zunächst nur Freundschaftskämpfe ausgetragen. Die damaligen Gegner waren vor allem die Schachfreunde aus Hennef, Troisdorf, Eltorf, Bonn, Honnef, Betzdorf und Brühl. Zu dieser Zeit tat sich besonders der bekannte Siegburger Arzt Dr. O. Becker als hervorragender Schachspieler und Förderer des Vereins hervor. Er leitete bis 1933 als Vorsitzender die Geschicke des Schachklubs. Zu den stärksten Spielern gehörten ferner Ewald Pritz und H. Hoffmann, die mehrfach Klubmeister wurden.

Im Dezember 1933 übernahm Hermann Doess den Vorsitz des Vereins, den er bis Anfang 1935 und dann wieder von Anfang 1938 bis zur kriegsbedingten Einstellung des Spielbetriebes im Johre 1942 innehatte. In der Zwischenzeit leitete Rektor Otto Heuser den Schachklub.

1934 führte der Deutsche Schachbund die Mannschafts-Meisterschaften ein, an denen sich der Siegburger Schachklub immer beteiligte. In den Einzelmeisterschaften stellte unser Klub mehrfach den Kreismeister (1934 Direktor Franz Clarenz, 1935 und 1937 Richard Scheidt).

Im zweiten Weltkrieg fiel das damalige Klublokal Café Wagner, Holzgasse, einem Bombenangriff zum Opfer. Dabei wurde das gesamte Spielmaterial des Clubs vernichtet. Eine Reihe von Mitgliedern büßten sogar ihre privaten Schachspiele ein, als diese nach der Besetzung Siegburgs von amerikanischen Besatzungssoldaten beschlagnahmt wurden. Trotzdem wurde noch im Jahre 1945 unter Leitung von H. Schuflitowski der Spielbetrieb im Wartesaal des Nordbahnhofs notdürftig wieder aufgenommen. Aus den ersten Klubmeisterschaften der Nachkriegszeit ging jeweils Adolf Sterzenbach als Sieger hervor. Als weitere Klubmeister sind in der Chronik Richard Scheidt (1949) und Ewald Pritz (1950) verzeichnet.

1950 übernahm Notar Dr. Roemer den Klubvorsitz. Er wurde 1952 von Marcel Schmidt abgelöst. Marcel Schmidt zählte auch zusammen mit Heinrich Wünschmann über lange Jahre zu den stärksten Spielern des Klubs, die in diesen Jahren wiederholt die Kreismeisterschaft erringen konnten.

Erheblichen Auftrieb erhielt das Vereinsleben weiterhin durch die Bemühungen der nächsten Klubvorsitzenden Hermann von Kortzfleisch und Arndt Vogel, die dazu beitrugen, daß dem Siegburger Schachklub im Mai 1961 der Sprung in die höchste Spielklasse, die Oberliga, gelang. Die Mannschaft siegte im entscheidenden Spiel gegen den Verein des späteren Deutschen Mannschaftsmeisters Porz mit den Spielern von Kortzfleisch, Meuser, Grunwald, Wilhelms, Sterzenbach, Schmidt, Plum und Wünschmann. In der Oberliga konnte die Mannschaft ihren Höhenflug allerdings nicht fortsetzen. Durch den Ausfall einiger starker Spieler ließ sich der Abstieg in die Landesliga und die Bezirksklasse nicht vermeiden.

Rektor Willi Keller wurde nun mit dem Klubvorsitz betraut. Er und sein Nachfolger W. J. Fußhoeller (ab 1965) gaben dem Klub neue Impulse. Die Spielbeteiligung wurde wieder reger. Es werden nunmehr wieder regelmäßig die Klubmeisterschaft und die offene Stadtmeisterschaft ausgetragen. In der Meisterliste der letzten Jahre erscheinen als Klubmeister Willi Keller (1964), W. J. Fußhoeller (1965 und 1966), Charly Keller (1967) und Manfred Klein (1968) sowie als Stadtmeister jeweils Manfred Klein.

Ein Gewinn für den Klub war Heribert Steimel, der vor drei Jahren dem Verein beitrat. Durch seine Kontakte zu prominenten Schachspielern des In- und Auslandes ermöglichte er eine Reihe von Schachveranstaltungen, die auch das Interesse der Offentlichkeit auf sich zogen. So spielten im Jahre 1968 der holländische Jugendmeister Jan Timman, der Deutsche Meister Wolk und der Internationale Großmeister Laszlo Szabo (Ungarn) bei uns simultan bzw. blind (Wolk). Der Internationale Meister Helmut Pfleger und der Internationale Großmeister Lothar Schmid statteten dem Klub Besuche ab, während Weltmeister Petrosjan und Großmeister Keres bei unserem Klubmitglied Heribert Steimel zu Gast waren.

Besonders erfreulich für unseren Klub zeigten sich auch die Bemühungen des Oberstudienrates Arnulf Weingarten um die Förderung des Jugendschachs in Siegburg und vor allem die Erfolge unseres Spitzenspielers Manfred Klein, die an anderer Stelle näher ausgeführt sind. Schließlich sei noch auf die Erfolgsserie unserer Mannschaft hingewiesen. die sich nach schwachem Start in diesem Jahr bis auf den zweiten Platz in der Bezirksklasse vorarbeiten konnte und zu weiteren Hoffnungen Anlaß gibt.

Schachklub Siegburg 1919

  • 1. Vorsitzender: W. J. Fußhoeller, 52 Siegburg, Kaiserstraße 54, Telefon : 6 74 74
  • Schriftführer: Dieter Trube. 5201 Lohmar, Altenrather Straße 29, Tel. : Amtsverw. Lohmar Nr. 53 91
  • Kassenwart: Artur Schallies, 52 Siegburg, Gartenstraße 103
  • Turnierleiter: Ernst Eimert, 5201 Siegburg-Mülldorf, Uferstraße 6, Tel. 2 19 14
  • Schachwarte: Rektor Willi Keller, 52 Siegburg, Litzmannstr. 6, Tel. : 6 14 57
    Karl Scheidt, 52 Siegburg, Zeithstraße 24
  • Schachlokal: Hotel Reichenstein, Siegburg. Am Markt, Tel. 6 26 27
  • Spielabend: Freitags ab 19.30 Uhr

Anläßlich des 50-jährigen Bestehens des Siegburger Schachklubs 1919 wird das Siegburger Schachleben im laufe des Jahres 1969 einige Höhepunkte erfahren. Die erste Großveranstaltung findet am Montag, dem 21. April 1969, 20 Uhr in der Stadthalle Siegburg statt, wo der Internationale Großmeister Lothar Schmid und der Deutsche Meister Dr. Hilmar Staudte alternierend simultan spielen. Dr. Staudte, der sich in den letzten Jahren nur schachliterarisch betätigt hat, wird bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal seit 1954 wieder in der Öffentlichkeit am Schachbrett zu sehen sein. Am 28./29. Juni 1969 kommen die Delegierten des Schachverbandes Mittelrhein zu ihrem diesjährigen Kongreß nach Siegburg. Es werden sich weitere Veranstaltungen anschließen, deren Termine noch nicht festliegen. Es handelt sich dabei um das Blitzturnier des Schachkreises Rhein-Sieg und voraussichtlich einen Schachländerkampf gegen einen starken europäischen Gegner. Die einzelnen Veranstaltungen werden rechtzeitig in der Presse bekanntgegeben.

Quelle

  • Auszug aus der nachfolgenden Festschrift

Quelle

  • Herbert Benesch (Vorsitzender SC Siegburg) am 19.11.2023 per E-Mail