Erstmals seit ihrem Heimsieg auf der DLM 2007 in Verden/Aller errang die Niedersächsische Schachjugend wieder eine Deutsche Ländermeisterschaft. Auf der diesjährigen, vom 30.10. bis zum 3.11. in Xanten (NRW) ausgetragenen DLM setzte sich die von Bernd Laubsch, Alexander Markgraf und Jens Kahlenberg betreute Mannschaft gegen zehn Konkurrenzteams durch. Am Ende standen den Niedersachsen (Aufstellung: Schulz, Kyas, Schreiner, Koop, Kickert, Rethmann, Sieber, Rätzke von Stoventin) 12 Mannschaftspunkte zu Buche, zwei mehr als Württemberg (Rang 2) und Baden (Rang 3).
Bevor es aber überhaupt so weit kam, leisteten sich erst einmal 90 Spieler knapp 280 hart umkämpfte Duelle - und das in weniger als 80 Stunden! Das straffe Zeitprogramm, das notwendig geworden war, um den Spielern ohne Schulferien die Teilnahme zu erleichtern, wirkte sich aber bis in die letzte Runde hinein weder auf die Spielfreude noch auf den Kampfgeist der jungen Denker aus. Bisweilen entstanden sogar Glanzlichter wie diese:
Urban,L - Yankelevich,L
DLM 2011, Thüringen - Rheinland-Pfalz
Im Endspiel ist jeder Bauer wichtig. Warum also nicht mit 32.Db8+ einen gewinnen? (Lösung: 32.Db8+ Kh7 33.Dxa7? Dxf3! 0-1)
Siegert,G - Keller,P
DLM 2011, Mecklenburg-Vorpommern - Hessen
Um das Matt auf g7 abzuwehren, spielte Schwarz 27…Df7. Was geschieht nun? (Lösung: 28.Te8+ 1-0 wegen Matt im nächsten Zug)
Dabei begann die Meisterschaft mit einem Paukenschlag - die topgesetzte Mannschaft Baden verlor im Duell des einzigen Bundeslandes mit zwei Schachverbänden glatt mit 1:7 gegen Württemberg. Während sich Baden mit hohen Siegen zurückkämpfte und das Überraschungsteam aus Württemberg trotz Startrang 6 gut in der Spitzengruppe mithielt, spielten auch die übrigen Spitzenmannschaften Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen 1 und Niedersachsen im Rahmen der Erwartung, sodass aus der vierten Runde ganze fünf Mannschaften als Tabellenführer mit 6-2 Mannschaftspunkten hervorgingen.
Diese Konstellation eröffnete eine der spannendsten Schlussphasen aller Deutschen Ländermeisterschaften - noch nie spielten fünf Mannschaften um den Titel mit, Vorjahressieger Hessen, das sich in exzellenter Lauerposition befand, gar nicht mit eingerechnet. Zähe Kämpfe, aber auch Favoritenstürze wie die Niederlage von Rheinland-Pfalz gegen NRW 2, bestimmten das Bild der Runden 5 und 6, aus denen schließlich Niedersachsen als alleiniger Tabellenführer mit glatten zwei Mannschaftspunkten Vorsprung hervorging. Noch einmal alles geben und die Spitzenreiterposition sichern war für die Niedersachsen in der Schlussrunde angesagt, ehe der Sieg von Till Schreiner gegen Tim Höpfner den 4,5:3,5-Erfolg gegen Hessen und damit die Deutsche Meisterschaft besiegelte. Württemberg und Baden, die beide hoch gewannen und auf einen Ausrutscher der Niedersachsen warteten, wurden auf den Silber- bzw. Bronzerang verwiesen.
Einen bitteren Beigeschmack hinterlässt indes nur die konstant niedrige Anzahl teilnehmender Mannschaften, die dieses Jahr trotz der Ermöglichung der Teilnahme von Spielgemeinschaften und ausländischen Teams nicht angehoben wurde - wie im Vorjahr spielten 11 Teams aus 10 Landesverbänden um die Deutsche Ländermeisterschaft. Ein entscheidender Faktor ist dabei sicherlich die zeitlich ungünstige Lage des Turniers, und so geht die Deutsche Schachjugend auf die Suche nach "dem Rezept, dass diese Deutsche Meisterschaft wieder ihrem Namen gerecht werden kann" (Spielleiter Falco Nogatz): Anderer Modus, zu einem anderen Termin oder etwas völlig neues? Jegliche Ideen sind willkommen und werden gerne unter spielbetrieb@deutsche-schachjugend.de diskutiert.
Stanley Yin