Diskussionsseite zur Deutschen Wertungszahl (DWZ)

Auf dem außerordentlichen Kongress in Magdeburg am 22./23. August 2020 wurde beschlossen, dass es eine Neuentwicklung von DeWIS und MIVIS geben soll. Das Präsidium wurde beauftragt, eine Arbeitsgruppe zusammenzustellen, die die genauen Anforderungen an eine solche Neu-Entwicklung festlegen soll. Diese Arbeitsgruppe hat am 25.09.2020 ihre Arbeit aufgenommen.

Dabei wurde auch über die Frage gesprochen, ob man die nationale Wertungszahl DWZ eventuell auch abschaffen könnte, so wie es einige andere Länder getan haben. Ein Mitglied der Arbeitsgruppe (Berthold Plischke) hat die Ergebnisse dieser Diskussion in einem Papier zusammengefasst.

Diskussionsforum

Hier kann man Kommentare eingeben und auf andere Kommentare antworten. Bitte nur sachliche Beiträge und bitte nur solche, bei denen es um das Für und Wider der DWZ geht.

Kommentar von A. Schrade |

Wie sieht es eigentlich mit einer Schnellschach und Blitzschach DWZ aus? Wäre diese dann auch möglich, wenn man bei der DWZ bleibt?

Kommentar von Lenhard Alexander |

> CONTRA ELO
> 1) Strenge VORSCHRIFTEN der FIDE, die für Vereine und untere Ebenen nicht einzuhalten sind:
> a) FIDE-lizenzierter Schiedsrichter erforderlich (mindestens: National Arbiter License)
Das ist kein Nachteil, sondern eher ein Vorteil! Wenn es in jedem Mannschaftskampf einen neutralen Schiedsrichter gibt (was ich sehr begrüße und schon längst überfällig ist), ist das für die Vereine und Verbände unterster Ebene ohne Probleme einzuhalten!!! Einzig die Gebühren bleiben noch als Contra. Aber auch die kann man so weit es geht reduzieren. Wenn 8 Mann bei einem Mannschaftskampf anwesend sind, macht das gerade mal ca. 5€ pro Spieler für den Schiedsrichter. Gibt der Verband noch einen kleinen Zuschuss, reduziert sich der Beitrag nochmals ein wenig. Man kann da schon was machen.

> 9) NADELÖHR Fide-Rating-Officer: Bisher laufen sämtliche Einreichungen nur über ihn (Jens Wolter).
> Der Arme dürfte bald überfordert sein. Unklar, ob weitere Personen die entsprechende Fide-Zulassung erhalten können.
Das kann man sicherlich irgendwie automatisieren? Die Dateien werden von den Personen an einen Server geschickt und dort automatisch ausgewertet. Jeder Verband hat eine Zuständige Rating-Person, die die Dateien vorab auf Richtigkeit überprüft und dann wie gesagt an einen Server schickt. Dort macht der zuständige Rating-Officer (zurzeit Herr Jens Wolter), dann automatisch per Knopfdruck, die Auswertungen. Kann man alles Regeln.

> 8) Auch viele Erwachsene werden die Schwelle 1000 nicht schaffen, bleiben OHNE WERTUNG.
> Dies auch, weil Turniere unterer Ebenen mangels zugelassener Schiedsrichter gar nicht ELO-gewertet werden können. Mindestens 1 Drittel
> aller aktiven Spieler dürfte dauerhaft ohne Wertungszahl
> bleiben (Erwachsene + Jugendliche)!
Wenn man in jedem Mannschaftskampf einen (neutralen) Schiedsrichter (ein absolutes muss!!!) einsetzt, ist das eine Problem schon mal gelöst!

> 2) GEBÜHREN: der DSB zahlt derzeit eine Pauschale an die FIDE. Diese dürfte sich deutlich erhöhen
Die FIDE will doch sogar die Gebühren für die ELO-Auswertung senken oder ganz streichen? Zu lesen auf der FIDE-Homepage! Wo ist dann noch das Problem?

Norwegen hat seine eigene nationale Wertungszahl, wahrscheinlich zugunsten der ELO-Auswertung abgeschafft! Habe ich von Herrn Harald Heggelund erfahren.

Meiner Meinung nach, sollte es bei jedem Turnier, bei jedem Mannschaftskampf eine Auswertung geben! Auch Blitz- und Schnellschach! Es ist dann egal ob DWZ oder ELO. Hauptsache eine Auswertung. Von mir aus auch beide, ELO und DWZ! Schließlich ist die Wertungszahl auch ein Gradmesser für Schachspieler wie gut man ist. Nicht nur das, man hat dann auch etwas was einem anspornt! Quasi indem man seine Wertungszahl verbessert!!! Ein Schachspieler der nichts gewinnen und nichts erreichen kann in einem Turnier, wird da kaum teilnehmen wollen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Beim Bezirksturnier im Blitzschach, gewann seit Jahren immer die gleiche Person den Ratingpokal < DWZ 1500! Wer will da noch teilnehmen? So nach dem Motto: Ich gewinne ja eh nichts.

Fazit: Auswertung muss sein!!! Egal wie...

Kommentar von Wolfgang de Cauter |

Ich kann mich dem Fazit von Berthold Plischke nur anschließen.
So viele ausgebildete Schiedsrichter, wie Lenhard Alexander sich wünscht, werden wir nicht so bald haben.
Kleine Korrektur zum Dokument von Berthold Plischke, denn ich spiele seit rund 25 Jahren in Belgien: in Belgien wird die nationale Wertung sehr wohl genau wegen der Contra-Gründe gerade den Kinder- und Jugendbereich betreffend fortgeführt.

Kommentar von Frank Bicker |

Was mir bekannt ist, bringt die Elo-Auswertung gute Einnahmen im Haushalt der FIDE. Dem DSB-Vorstand war vor ein paar Jahren bewusst, dass weniger Turniere ausgewertet werden, wenn die DWZ abgeschafft wird. Im Gegenteil, die DWZ wurde seinerzeit als wichtiger Grund für eine Vereinsmitgliedschaft angesehen. Auch wenn man aus Freude am Schach Punktspiele und Wettkämpfe betreibt, so will man gern auch eine Einordnung der eigenen Leistungen bekommen, was nur mit einem Ratingsystem möglich ist. Kurzum, Rating dient auch der Motivation.

Ich kenne viele Schachspieler, die nur an Punktspielen oder kleineren Turnieren teilnehmen und deshalb keine Elo-Zahl haben. Die DWZ unterstützt die Turniervielfalt in Deutschland, zum Beispiel durch die Eingrenzung der Turnierteilnehmer (bis 1700 DWZ, bis 1900 DWZ etc.). Die DWZ macht die Schachspieler auf nationaler Ebene vergleichbar, was auch für die Gewinnung von Sponsoren wichtig ist.

Wer in die Geschichte schaut, wird feststellen, dass mit der Einführung des Ratingsystems Elo das Schach weltweit Aufschwung nahm. Jedes Ratingsystem hat Vor- und Nachteile. In der Wissenschaftsliteratur wird immer wieder über Verbesserungen diskutiert. Oft stellt man fest, dass das Elo-System in der jetzigen Form nicht so schlecht ist. Ich denke, dass man dies auch von der DWZ sagen darf.

Es gab im November letzten Jahres interessante Meinungsäußerungen zu Pro und Contra. Schaut einfach mal selbst nach: https://perlenvombodensee.de/2020/11/01/die-dwz-abschaffen/

Kommentar von Gerd Lorscheid |

Mit der Änderung wird der Unterschied von einem Spieler von 2000 und 1800 auf 120 Punkte reduzieren. Aber der bessere Spieler wird weiterhin 75% gegen den schwächeren holen. Somit wird sich der Effekt zu einer allgemeinen Inflation egalisieren, wenn man nicht die Erwartungswerte korrigiert.
Viel wichtiger wäre es gewesen den Pool der indischen Spieler anzuheben um eklatante Ungerechtigkeiten zu vermeiden wenn immer einer seiner Spieler gegen einen aus dem westlichen Pool spielt.
Statt viel zu schwätzen wie Sonas gibt es eine einfache Methode die Qualität einer Veränderung der Regeln zu verifizieren. Man führt die Veränderung virtuell vor fünf Jahren ein und berechnet die Turniere seitdem neu. Wenn die mittlere Abweichung der Zahlen niedriger war als die reale Abweichung, dann war sie gut denn durch sie wurden die Spielstärken besser beschrieben.

Kommentar von Robert Klees |

Zu der ELO-Anhebung ist folgendes zu bemerken.

Da die Gewinnerwartung (We) abhängig von der Differenz der Wertungszahl ist und deren Berechnung gleich bleibt, ist über eine längere Zeit zu erwarten, dass sich die ELO-Zahlen wieder auf das alte Niveau einpendeln (abgesehen von den Spielern, die ihre Spielstärke tatsächlich verbessern).

Spieler mit ELO über 2000 werden gegen Spieler mit angehobener ELO unter 2000 eine geringere We haben und sich daher kurzfristig zuerst einmal schnell verbesssern, diesen Vorteil aber bei Spielen gegen höhere ELOs langfristig auch wieder abgeben.

Spieler mit alter ELO unter 1400, die jetzt auf Werte über 1400 angehoben werden, müssen nunmehr mit einer höheren We kämpfen und werden dieser in den meisten der Fälle nicht gerecht.
Sie werden somit teils sehr schnell, bei alter ELO über 1300 aber unter 1400, mit etwas Verzögerung aus dem System herausfliegen.

Das gleiche hätte man auch sofort mit einem brutalen Cut auf 1400 erreichen können.

Es stellt sich die Frage, ob dies wirklich so gewollt ist.

Bitte rechnen Sie 8 plus 5.