Geschichte der Zentralen Paßstelle von 1974 bis 1981

Die nachfolgenden Texte sind den Protokollen der Präsidiumssitzungen und Bundeskongress entnommen.

Präsidiumssitzung am 3.5.1974 in Würzburg

TOP 8 Anträge des DSB-Präsidenten betr. DMM und Spielerpaß

Schneider führt aus, er habe wiederholt Vorwürfe von Vereinen gehört die DMM sei entwertet worden. Um das Problem an sich anzuschneiden, habe er bewußt provozierende und überspitzt formulierte Anträge gestellt. Er sei jedoch der Auffassung, daß zumindest Fälle wie der Kavaleks oder eventuell auch Larsens, der bei einem Berliner Verein im Gespräch sei, bei der DMM.nicht zugelassen werden dürfen, wohingegen O'Kelly als langjähriges Solinger Vereinsmitglied vielleicht ein tragbares Beispiel für die Teilnahme eines ausländischen Großmeisters an der DMM darstelle. Deshalb sei auch die Einführung eines DSB-Spielerpasses so sehr wichtig, den die Landesverbände ebenfalls - zumindest für ihre oberen Spielklassen - verbindlich vorschreiben müssen.

Nöttger bemerkt, daß der DSB-Spielerpaß einen Fall Nehmert - gleichzeitiges Spielen für Frankfurt (Hessen) und Marktheidenfeld (Bayern) - und den neuesten Fall, daß zwei Pfalz-Spieler auch bei den Mannschaftskämpfen in Hessen mitwirken, ausschließe, wenn eine zentrale Paßstelle darüber wache. Schneider ergänzt, daß die Funktion einer Paßstelle später von der DSB-Geschäftsstelle übernommen werden solle. Für die zu erlassende DSB-Spielerpaßordnung könne vielleicht die des Bayerischen Scliachbundes Vorbild sein. Dr. Schmidt kritisiert, daß durch Schneiders Anträge in der vorliegenden Form auch Spieler, z.B. Studenten, getroffen werden, die normalerweise ihren Hauptwohnsitz nicht am Ort ihres Vereins haben, deren Leben sich aber für einige Jahre hauptsächlich dort abspiele.

(Auszug aus dem Protokoll)

Sitzung des Präsidiums am 25. September 1976 in Hallstadt

TOP 4 Schachsportliche Veranstaltungen - Spielerpässe

Für eine zentrale EDV-Mitgliederdatei und eine damit verbundene bundeseinheitliche Spielerpaßerstellung liegt nach einem Bericht von Herrn Metzing ein Angebot der Firma KDS-Datenverarbeitung vor. Die voraussichtlichen Kosten der Ersterfassung würden ca. 30.000,-- DM betragen.

(Auszug aus dem Protokoll)

Sitzung des Präsidiums am 10. März 1977 in Bad Lauterberg

TOP 3 Vorbereitung des Bundeskongresses und der Sitzung des erweiterten Vorstandes - EDV-Spielerkartei

H. Nöttger legt ein Angebot der Fa. Wolff, Dortmund, vor, das erheblich günstiger sein soll als das der Firma KDS. Die Grunderfassung dürfte ca. 26.000 DM kosten. Der Betrag von 2,-- DM für die Erstausstellung eines Spielerpasses werde mit Sicherheit nicht überschritten.

Der vom Spielausschuß vorgelegte Antrag soll so umformuliert werden, daß nur noch die grundsätzliche Einrichtung einer EDV-Stammdatei beschlossen wird. Nach Möglichkeit sollte keine Diskussion über die Einzelheiten geführt werden.

(Auszug aus dem Protokoll)

Sitzung des Präsidiums am 1. Oktober 1977 in Bad Kissingen

TOP 15 EDV-Spielerkartei

Herr Nöttger teilt mit, daß der EDV-Ausschuß dem Deutschen Schachbund empfiehlt, den von der Firma Computer-Wolff vorgelegten Vertragsentwurf mit zwei Änderungen (Zahlungstermine und Streichung von zwei Programmen) zu akzeptieren. Herr Dr. Schmidt hält aber außerdem die vorgesehene Gleitklausel für zu ungenau. Er wird daher in Verbindung mit Herrn Nöttger einen neuen Vertrag erstellen. Das Präsidium ist sich nach längerer Diskussion über folgende Punkte bei der Einführung der Spielerpässe einig:

  • Der Vertrag wird mit Wirkung vom 1. Januar 1978 geschlossen.
  • Durch die Einführung des EDV-Spielerpasses dürfen keine finanziellen Belastungen auf den DSB zukommen.
  • Die Spielerpaß-Gebühr soll nach Möglichkeit unter 2,- DM liegen.

(Auszug aus dem Protokoll)

Sitzung des Präsidiums am 4. Mai 1978 in Bad Neuenahr-Ahrweiler

TOP 2 Vorbereitung des Bundeskongresses und der Sitzung des erweiterten Vorstandes - Mitgliedererfassung durch die zentrale Paßstelle des DSB

Herr Kinzel berichtet, daß am Vorabend ein Gespräch zwischen ihm, Herrn Hohlfeld, Herrn Friedrich, Herrn Metzing und Herrn Zill stattgefunden habe. Dabei sei insbesondere die Höhe der Spielerpaßgebühr sehr intensiv behandelt worden. Schließlich habe man sich geeinigt, daß dem Kongreß als Kosten für die Mitgliedererfassung, Programmkosten und Erstausstellung der Spielerpässe DM 1,- pro gemeldetem Mitglied vorgeschlagen werden soll. Der Änderungsdienst soll pro Paß DM 1,50 betragen. Herr Zill erläutert noch einmal die voraussichtliche finanzielle Belastung des DSB. Die Kosten für die gesamte Ersterfassung einschließlich der Programmkosten dürften etwa 25.000 DM betragen. Das Präsidium akzeptiert diese Vorstellungen und beschließt außerdem einstimmig:

Der Deutsche Schachbund errichtet eine "Zentrale Paßstelle" die sämtliche mit der Mitgliederverwaltung einschließlich Spielerpaßerstellung und Statistik verbundenen Arbeiten auf EDV-Basis erledigt. Als Leiter der Zentralen Paßstelle wird Herr Siegfried Zill, Karl-Marx-Str. 1, 4600 Dortmund 1, bestellt. Die Kosten der Verwaltung der Zentralen Paßstelle trägt der Deutsche Schachbund.

(Auszug aus dem Protokoll)

Sitzung des Präsidiums am 27. Januar 1979 in Bensheim

TOP 5 Spielerpaßstelle

Es hat sich herausgestellt, daß bei der EDV-Erfassung und Erstellung von Spielerpässen für alle gemeldeten Mitglieder ein Defizit von ca. 25.000 DM entstanden ist. Der Grund liegt darin, daß von Herrn Zill auf die konkrete Frage, was ein Spielerpaß einschließlich Erfassung kosten werde, ein falscher Betrag genannt wurde (ca. 0,50 DM). Die tatsächlichen Kosten liegen aber bei 1,-- DM. Daraufhin haben mit Herrn Zill Gespräche in Hannover und in Dortmund stattgefunden, die das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen Herrn Zill und dem DSB nicht ausräumen konnten. Der Versuch, bei der Fa. Computer-Wolff eine Reduzierung der Kosten zu erzielen, scheiterte. Als einziger Erfolg konnte erreicht werden, daß die laufenden Kosten 1979 nicht erhöht werden. Außerdem wurden dem DSB Zahlungserleichterungen gewährt.

Herr Metzing berichtet, daß mit Herrn Zill nochmals am 2. Dezember 1978 ein Gespräch zusammen mit Herrn Friedrich geführt wurde. Dabei sei der Eindruck entstanden, daß eine weitere Zusammenarbeit mit Herrn Zill möglich sei. Um das hohe Defizit des DSB teilweise ausgleichen zu können, wurde vereinbart, daß die zusätzlichen Dienstleistungen der Zentralen Paßstelle mit einem Teil der Erfassungskosten belastet werden. Es sollen folgende  Programme angeboten werden:

  1. Mitgliedslisten
  2. Vereinsverzeichnisse
  3. Ingo-Listen
  4. Ingo-Berechnungen (Auswertung von Mannschaftskämpfen)
  5. Elo-Listen
  6. Statistik Altersstruktur
  7. Adressenaufkleber
  8. Mannschaftsmeldelisten
  9. Beitragsabrechnungen für Vereine, Bezirke und Verbände
  10. Bankeinzugsverfahren für Mitgliedsbeiträge

Herr Kinzel und Herr Nöttger beklagen sich darüber, daß Herr Zill trotz mehrfacher Mahnungen Schreiben aus den Landesverbänden nicht beantwortet. H. Nöttger gibt darüber hinaus bekannt, daß Anfang dieses Jahres noch nicht einmal alle Bundesligavereine Spielerpässe erhalten hätten. Auf Antrag von Herrn Kinzel wird einstimmig beschlossen, daß die Zentrale Paßstelle dem DSB-Spielausschuß fachlich unterstellt wird. Geschäftsvorfälle mit finanziellen Auswirkungen sind vom Schatzmeister zu genehmigen. Herr Metzing wird gebeten, eine kurze chronologische Aufstellung über die in der "Sache Zill" vom Präsidium unternommenen Schritte zu erstellen. Außerdem sollen Herrn Dr. Schmidt sämtliche relevanten Unterlagen übersandt werden, damit er die rechtliche Seite nochmals prüfen kann. Die den Datenschutz betreffenden Fragen sollen zwischen der Zentralen Paßstelle und H. Dr. Schmidt abgesprochen werden.

(Auszug aus dem Protokoll)

Sitzung des Präsidiums am 10. November 1979 in Roth

TOP 10 Zentrale Spielerpaßstelle

Herr Hohlfeld berichtet über das Gespräch, das der Finanzausschuß mit Herrn Zill am 22.9.79 in Dortmund geführt hat. Trotz der konkret abgesprochenen und schriftlich festgehaltenen Termine, bis zu denen unbedingt erforderliche Arbeiten erfüllt werden sollten, hat Herr Zill diese nicht eingehalten. Auf eine Mahnung von Herrn Kinzel habe er ebenfalls nicht reagiert. In der ausführlichen Diskussion besteht Übereinstimmung darin, daß für den Fall, daß in seiner Arbeitsweise keine grundlegende Änderung eintrete, Herr Zill als Leiter der Zentralen Paßstelle (Beschluß des Präsidiums vom 4.5.78) abgesetzt werden solle.

Eine Kommission, bestehend aus den Herren Dr. Schmidt (Vors.), Darga, Nöttger und Metzing, soll in einem Gespräch mit der Fa. Computer-Wolff und Herrn Zill Lösungen erarbeiten, die einen reibungslosen Arbeitsablauf bei der ZPS gewährleisten.

(Auszug aus dem Protokoll)

Präsidiumssitzung am 1. Februar 1980 in Bad Kissingen

TOP 1 Zentrale Paßstelle

Herr Kinzel gibt bekannt, daß der Finanzausschuß wegen der noch immer nicht vorgelegten Abrechnungen beschlossen habe, Herrn Zill als Leiter der Zentralen Paßstelle abzusetzen. Dieser Beschluß wird vom Präsidium einstimmig bestätigt. Zur Lösung stehen jetzt drei Probleme an:

  • Herausgabe der Unterlagen und Abrechnung durch Herrn Zill
  • Aufarbeitung des unerledigten Schriftwechsels
  • künftige Arbeit der ZPS

Herr Schmid, Stuttgart, stellt kurz sein Konzept für die Aufarbeitung der unerledigten Post sowie für die künftige Arbeit der ZPS dar. Bei der erweiterten Vorstandssitzung wird er seine Vorschläge ausführlich vortragen.

(Auszug aus dem Protokoll)

Sitzung des erweiterten Vorstandes am 2. Februar 1980 in Bad Kissingen

TOP 1 Zentrale Paßstelle

Nach einer ausführlichen Darstellung des Sachverhaltes von Herrn Kinzel wird einstimmig das Einverständnis zur Entscheidung des DSB-Präsidiums, Herrn Zill als Leiter der ZPS abzusetzen, erklärt.

Da Herr Zill bisher keine Abrechnung vorgelegt hat, muß festgestellt werden, welcher finanzieller Schaden dem DSB, den Landesverbänden oder den Vereinen entstanden ist. Dazu wird das Präsidium die Buchungen beim Konto der ZPS feststellen lassen. Die Landesverbände erklären sich bereit, in geeigneter Form bei den Vereinen nachzufragen, welche Gelder, Schecks bzw. Briefmarken direkt Herrn Zill zugeschickt wurden. Eventuell soll eine einheitliche Postkarte mit den entsprechenden Fragen vom DSB gedruckt werden.

Mit Ausnahme des Hessischen Schachverbandes wird einheitlich die Auffassung vertreten, daß die Zentrale Paßstelle ihre Arbeit auf EDV-Basis fortführen solle. Künftig soll die ZPS aber nur hoch mit je einer Kontaktperson der Landesverbände kommunizieren (wie dies schon bisher beim Badischen Schachverband, Schachbund Rheinland-Pfalz und Saarländischen Schachverband geregelt war).

Als Nachfqlger von Herrn Zill als Leiter der ZPS bewerben sich die Herren Gert Schmid (Herrenberg), Horst Kastel (Saarbrücken) und Strümpler (Bremen) . Alle drei (Herr Dr. Dornieden für Herrn Strümpler) stellen ihr Konzept für die künftige Arbeit der ZPS dar.

Das Präsidium wird schließlich beauftragt, die Frage der Vertragslösung mit der Fa. Computer-Wolff in Dortmund zu klären, sowie eine endgültige Entscheidung über die personelle Besetzung der ZPS zu treffen.

(Auszug aus dem Protokoll)

Sitzung des Präsidiums am 3. Februar 1980 in Bad Kissingen

Einziger Tagesordnungspunkt dieser kurzfristig anberaumten Sitzung ist die "Zentrale Paßstelle".

Herr Metzing soll bei der Commerzbank Dortmund die Kontenbewegungen erfragen. Herr Dr. Schmidt wird bei Herrn Zill die Herausgabe der restlichen Unterlagen anmahnen und ihn nochmals auffordern, eine Abrechnung vorzulegen.

Herr Metzing soll klären, ob Computer-Wolff bereit ist, den bestehenden Vertrag frühzeitig zu lösen. Außerdem muß darauf bestanden werden, daß von Computer-Wolff die Programmbeschreibungen erstellt werden.

Jürgen Ebert, Essen, bietet sich in einer persönlichen Vorstellung an, die Arbeit der ZPS zu übernehmen. Er erwartet dafür aber eine entsprechende Bezahlung.

Nach einer längeren Aussprache darüber, ob bereits jetzt ein Beschluß über den Nachfolger von Herrn Zill gefällt werden soll, wird dies bejaht, da eine schnelle Entscheidung erforderlich ist.
Es wird schließlich beschlossen, zunächst mit Herrn Schmid, Stuttgart, zusammenzuarbeiten, die Verbindungen mit den übrigen Interessenten aber solange noch nicht endgültig abzubrechen, bis nicht eine genaue Kostenübersicht vorliegt. Die weiteren Verhandlungen sollen vorerst zwischen Herrn Schmid und den Herren Nöttger und Darga geführt werden.

(Kompletter Auszug aus dem Protokoll)

Präsidiumssitzung am 15. Mai 1980 in Siegen

TOP 2 Zentrale Paßstelle

Von der ZPS wurden inzwischen alle beantragten Spielerpässe aufgearbeitet, von der Fa. Computer Wolff ausgedruckt und von Herrn Schmid an die Landesverbände versandt. Es wird einstimmig beschlossen, Herrn Schmid offiziell zum Leiter der Zentralen Paßstelle zu ernennen.

Die von den Herren Hohlfeld und Schmid entworfene Geschäftsordnung wird einstimmig beschlossen und soll der Erweiterten Vorstandssitzung zur Kenntnis gegeben werden.

Herr Dr. Schmidt gibt einen Sachstand über den Fall Zill, dessen Rechtsanwälte eine Fristverlängerung für die endgültige Abrechnung erbeten haben. Sollte bis Ende Mai 1980 keine zufriedenstellende Abrechnung vorliegen, wird Herr Dr. Schmidt diese letztmalig unter Androhung einer Klage bzw. eines Mahnbescheides anfordern.

(Auszug aus dem Protokoll)

Sitzung des erweiterten Vorstandes am 24. Januar 1981 in Sindelfingen

TOP 6 Rechtsfragen

Herr Dr. Schmidt gibt bekannt, daß der DSB gegen Herrn Zill ein Mahnverfahren eingeleitet habe. Da von den Anwälten von Herrn Zill Widerspruch erhoben wurde, hat das LG Dortmund einen Termin zur mündlichen Verhandlung am 25.3.1981 anberaumt.

[...]

TOP 9 Verschiedenes

Herr Schmid gibt bekannt, daß inzwischen alle Daten der ZPS bereinigt wurden. Die Zusammenarbeit zwischen Computer-Wolff und ZPS ist inzwischen gut.

(Auszug aus dem Protokoll)

Präsidiumssitzung am 24. Januar 1981 in Sindelfingen

TOP 7 Verschiedenes

Herr Dr. Schmidt gibt bekannt, daß in der Prozeßsache "Zill" das LG Dortmund dem Beklagten für die Klageerwiderung eine Fristverlängerung bis zum 14. Januar 1981 gewährt hat. Als früher erster Termin zur mündlichen Verhandlung wurde der 25.3.1981 anberaumt. Dazu ist das persönliche Erscheinen des Beklagten angeordnet worden. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, daß der DSB ebenfalls vertreten sein wird.

(Auszug aus dem Protokoll)

Präsidiumssitzung am 19./20. September 1981 in Bad Hersfeld

TOP 15 Prozeß Zill

Herr Dr. Schmidt berichtet, daß im Prozeß gegen Herrn Zill das Urteil des LG Dortmund inzwischen rechtskräftig geworden sei. Herr Zill wurde verurteilt, an den DSB 10.342,50 DM und 4% Zinsen seit dem 6.9.1980 zu zahlen sowie die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. Herr Dr. Schmidt soll sich jetzt mit Herrn Zill wegen der Zahlungsmodalitäten in Verbindung setzen.

(Auszug aus dem Protokoll)