18. - 27. August 2024 in Ostfildern
Ausrichter/Veranstalter: Deutscher Schachbund in Kooperation mit dem Schachverband Württemberg
Spielort: Landessportschule Ruit, Kirchheimer Str.125, 73760 Ostfildern
Weitere Turniere in Ruit: German Masters der Frauen | Deutsche Frauen-Einzelmeisterschaft
Live-Kommentierung mit GM Klaus Bischoff: SchachdeutschlandTV
Ein für den 25. August nach der Siegerehrung (DFEM, DEM Kandidatenturnier) angekündigtes Blitzturnier ist entfallen, weil sich nur 3-4 Spieler einfanden.
Als 2014 das "German Masters" zum ersten Mal in Dresden stattfindet, war ein Bezug zu Deutschen Meisterschaften noch nicht vorhanden. Das Turnier fand nicht zeitgleich und auch nicht am selben Ort wie diese statt. Und die Teilnahmebedingungen für das Masters waren deutlich regressiver, als die Voraussetzungen zur Teilnahme an Deutschen Meisterschaften. Die Idee des German Masters war es, den besten Schachspielerinnen und Schachspielern Deutschlands in einem Rundenturnier die Möglichkeit zu geben, um hohe Preisgelder zu spielen. Der in Sachsen ansässige Energieparkentwickler UKA, seit vielen Jahren auch Sponsor des Deutschen Schachbundes, unterstützte das Masters finanziell.
Die besten deutschen Frauen waren 2014 die Ersten mit einem "German Masters". Ein Jahr später kamen die Männer hinzu und bis 2018 wechselten sich beide Masters jährlich ab, jeweils immer großzügig von UKA unterstützt.
2019 wurden die beiden Masters beim "deutschen Meisterschaftsgipfel" in der Magdeburger Festung Mark erstmals gleichzeitig und am selben Ort durchgeführt. Und traten damit auch in direkte Konkurrenz zu den Deutschen Meisterschaften, die ebenfalls in den Gipfel integriert waren. Mit dieser räumlichen und zeitlichen Nähe entstand insbesondere in den nichtschachaffinen deutschen Medien ein etwas schiefes Bild: Es stellte sich die Frage, warum der Deutsche Meister nicht im German Masters (deutsch: Deutsche Meister) ermittelt wird.
Nach dem Schachgipfel 2022, ebenfalls wieder in Magdeburg, formulierte der Präsident des Berliner Schachverbandes, Paul Meyer-Dunker, für den kommenden Bundeskongress am 15. Oktober 2022 in Ulm einen Antrag, das German Masters (der Männer) zu einem Teil der Deutschen Einzelmeisterschaft (DEM) zu machen. Das German Masters der Frauen blieb von diesem Antrag unberührt:
Die DEM sollte in zwei Turniere aufgeteilt werden: eine Meisterklasse (10 Spieler, Rundensystem) und eine Kandidatenklasse (9 Runden Schweizer System). Die Meisterklasse sollte das German Masters ersetzen und die Kandidatenklasse die DEM. In der Antragsbegründung hieß es:
Bereits jetzt kommen im German Masters i.d.R. die stärksten deutschen Spielerinnen und Spieler in einem attraktiven Rundenturnier zusammen. Der Deutsche Meister wird aber parallel in einem Schweizer System Turnier gekürt, dass - wenn überhaupt - spielstärkemäßig den Anforderungen eines Kandidatenturniers entspricht. Sportlich ist das nicht zu erklären und es führt dazu, dass der Titel des Deutschen Meisters bzw. der Deutschen Meisterin kaum einen sportlichen und auch kaum einen Prestigewert hat. Mit diesem Antrag möchte ich diesen Missstand beheben und gleichzeitig die traditionellen Wege zur Deutschen Meisterschaft über die Landesverbände bewahren.
Mit 66 Ja-Stimmen, 119 Nein-Stimmen und 32 Enthaltungen wurde der Antrag abgelehnt.
Beim übernächsten Bundeskongress, der am 9. Dezember 2023 größtenteils online stattfand, machte Meyer-Dunker einen neuen Anlauf und holte sich dafür noch Michael S. Langer, den Präsidenten des Niedersächsischen Schachverbandes ins Boot:
Aufgrund einer wesentlichen Entwicklung im internationalen Schach wurde dieser Antrag erneut zur Abstimmung gestellt. Mit dem zu diesem Weltmeisterschaftszyklus eingeführten „FIDE Circuit“ spielen nationale Meisterschaften bei entsprechender Besetzung eine wesentliche Rolle im Qualifikationszyklus zur WM. Für den aktuellen WM-Zyklus hätte Vincent Keymer sogar noch eine Qualifikationschance für das Kandidatenturnier über den „FIDE Circuit“, wenn das German Masters 2023 als nationale Meisterschaft zählte. Unabhängig vom aktuellen Zyklus ist es aber für die Zukunft – neben all den bekannten Argumenten - umso wichtiger, dass die nationale Meisterschaft ein möglichst stark besetztes Rundenturnier ist, dass unseren Spitzenspielern keinen Nachteil im Kampf um Qualifikationsplätze für das Kandidatenturnier als Hypothek mit auf den Weg gibt.
Diesmal ist der Antrag von Erfolg gekrönt, auch wenn das Ergebnis knapp war: Mit 114 Ja-Stimmen, 102 Nein-Stimmen und 6 Enthaltungen wird der Antrag angenommen.
Bleibt zu hoffen, das nun auch bald die Frauen nachziehen, was einen entsprechenden Antrag beim nächsten Bundeskongress voraussetzt. Wahrscheinlich wird das bei den Frauen noch bestehende System von Masters und Deutscher Einzelmeisterschaft zukünftig an das neue System der Deutschen Einzelmeisterschaft angepasst: Das Frauen-Masters würde dann zur Deutschen-Fraueneinzelmeisterschaft und die Deutsche Fraueneinzelmeisterschaft zum Kandidatinnenturnier. DSB-Leistungssportreferent GM Gerald Hertneck wird einen entsprechenden Antrag stellen.
1991 fand bei den Männern zum letzten Mal eine Deutsche Einzelmeisterschaft als Rundenturnier statt.